HYPErLYNX.di.gi.arium 00.01.10

 

ganz preußisch besteht das halbe leben aus archivieren, daten hin und her schleppen, abheften und sonstigen ordnungsvorgängen. morgens das ewige umpacken von zeitungsausrissen, disketten und ähnlichem zeugs in die umhängetasche. im büro dann wieder alles auspacken. oder auch nicht. vergessen. dann alles wieder mit nach hause. wo soll man was abheften? murphy.gesetz.mäßig steht der ordner, den man gerade braucht, immer am anderen ende (also zuhause, was man im büro braucht und vice.versa). eine zeit lang überlegte ich, alles doppelt einzuordnern. auch gut, falls mal ein archiv abbrennt. aber dann ist man nur noch am ordnern. nächste schwierigkeit. auch im besten archiv.system gibt es immer irgendwelchen kram, der in keinen der ordner oder ablagen so richtig passt. daraus bilden sich dann sediment.artige stapel, die nach der einführung neuer ordner verlangen (ab wann richtet man einen ein, ab zwei elemente mindestens oder doch eher drei?) und die man alle halbe jahr einfach en bloc wegschmeißen muss, weil sich das eben nicht ordnen, geschweige denn noch durchsehen lässt. noch schlimmer: ein element passt und müsste in mehrere ordner gleichzeitig. dann müsste man es also auch noch kopieren. wäre natürlich kein problem, wenn man alles erbarmungslos EINSCANNEN oder sonst wie DIGITALISIEREN würde. auf den drei festplatten und den jeweils doppelten sicherungskopien immer alles auf dem aktuellen stand zu halten, ist ein ähnliches undurchführbares unternehmen. das braucht mindestens eine halbe stunde am tag.

vielleicht mehr auf provisorien und vergänglichkeit aller gesammelten daten setzen. in der ZEIT steht ein artikel über eine familie, die nach dem abbrand ihres hauses "von null" anfangen musste. berichtet wird von der seltsamen erfahrung, dass man das meiste, was verbrannt ist, gar nicht vermisste, sich nur monate später nochmal kurz dran erinnerte, und dann war's eh egal. gute strategie. regelmäßges purgatorium und daten.exorzismus.

es gilt folgende durchführungsverordnung: nicht sofort und nicht ordentlich archivierte daten sind augenblicklich müll. was ich also nicht sofort einordnen kann oder wessen archivierung ich auf später verschieben will, wandert ab sofort sofort in den müll. ballast abwerfen. hirn frei kriegen, das sowieso viel schneller produziert, als dass ich es archiv.mäßig mit.loggen könnte. meistens kann man sich auch auf das mittelfristige gedächtnis verlassen. etwa diese beobachtung, dass ich, wenn ich einen artikel gleich nach dem konzert schreibe, fast nie in die minutiösen notizen schaue, nur noch mal sozusagen pflichtgemäß, wenn der artikel fertig ist, als endkontrolle.

eben fällt mir ein, dass zum artikel über die gruppe laden in der tanzdiele (erschienen 99.12.29) heute ein leserbrief in den kn war, der die kritik scheiße fand, weil ich den deutsch.pop von laden mit dem kack von fool's garden verglichen hatte. natürlich voll richtig der einwand, dass fool's garden auf englisch singen. gut beobachtet, dass ögyr da nicht aufgepasst hat. also ausgeschnitten als manöver.kritik, die zu dem artikel geheftet werden sollte. jetzt habe ich den schnippsel mit einem haufen papier.abraum aus versehen wohl ins alt.papier geworfen. jedenfalls ist das teil jetzt hier auf dem tisch unauffindbar. aber getreu durchführungsverordnung wird natürlich das alt.papier in der küche jetzt nicht nochmal nach dem schnippsel durchgewühlt. steht ja jetzt auch hier und ist also für die ewigkeit genügend archiviert. der leserbrief war übrigens vom bassisten der gruppe. der hieß holger oder so (name kann bei bedarf auf der cd, die natürlich bei den cd.s archiviert ist, nach.recherchiert werden

;-)

dies di.gi.arium hier natürlich letztlich auch wieder so ein wahnsinniger, obsessiver archivierungs.versuch.

abends, wie immer kurz vor ladenschluss 20 uhr, noch im kaiser's. wo eigentlich schon niemand mehr kunden sehen will, nicht mal die kunden sich selbst, denn alle schleichen so betreten und mit schlechtem gewissen herum, total eilig. wo überall schon gefegt, gewischt wird, wo es eine zumutung ist, wenn man jetzt zb von der käse.theke noch das und das haben will, obwohl es schon in die kühlung weg geräumt ist. eilig da durch, noch 5 minuten. die dringendsten sachen. junk.food und geistige getränke. zigaretten. heute auch noch einen joghurt, der dann totsicher wieder im kühlschrank vergammeln wird, weil man eben nicht regelmäßig joghurts isst. an der kasse sitzt der leicht adipose marktleiter mit glatze und oberlippenbart (protokoll: der marktleiter trug einen oberlippenbart) und tippt emsig zittrig die preise ein, die er alle auswendig weiß, oder sie stehen drauf, so dass er das teil dann wie entsetzt hin und her wendet, à la: was für einen quatsch kaufen die leute bloß? aber das denkt er natürlich nicht. wahrscheinlich denkt er bei dieser abfertigung der letzten kunden eher gar nichts.

abeh leidet unter der ständigen grübelei. ich kann ihr glaubhaft (wenigstens für mich glaubhaft) versichern, dass ich an die decke starren kann und NICHTS DENKE. nichts heißt dabei natürlich nicht nichts, sondern eher so: es rauschen fetzen.&.fragmente vorbei, werden aber nicht fest gehalten. eher das problem, das fest zu halten, wenn es plötzlich interessant, archivierbar erscheint. aber dann ist es wieder vorbei, weil man ja nicht auch noch beim an die decke starren ein notizbuch dabei hat. abeh dagegen umkreist die gedanken bis zum GEHIRN.GAU der depression. denke insofern, dass ich es eigentlich gut damit habe, dass ich diese archivierungs.probleme habe. abeh meint noch, es könnte typisch männlich sein, einfach NICHTS zu denken. der freund einer freundin sei neulich mitten im gespräch mit der freundin EINGESCHLAFEN. das sei nicht so gut gekommen. nachvollziehbar.

dann berichtet sie noch, dass sie vielleicht deswegen nicht einschlafen kann, weil man den ganzen tag gebraucht hat, um WACH zu werden. wenn man endlich wach ist, ist der tag schon wieder vorbei. nachvollziehbar und guter gedanke. es käme also darauf an, den kram, den man erledigen muss, auch im dämmerzustand zu erledigen und dann mit äußerster wachheit, also aufmerksamkeit zu SCHLAFEN. so mache ich das, denke ich dann doch was.

das di.gi.arium ist vielleicht auch nur das projekt sich.müde.schreiben, eine art hirn.jogging nachts, nach dem das hirn brutal ERLEDIGT in untätigkeit verfällt. mutwillige erschöpfung. ergebnis am nächsten tag natürlich diese ständige müdigkeit. aber irgendwie gut so.

sonst den ganzen tag nur der archiv.horror. und musico in ix versionen. red.ruth ruft an, dass ihr der kommentar nicht gefällt, der komme nicht auf den punkt. also bringe ich ihn auf den punkt, allerdings einen anderen. danach rührt sich red.ruth nicht mehr. scheint also der punkt gewesen zu sein, auf den der kommentar kommen sollte. ich denke auf dem rad home: wahrscheinlich war die erste version einfach zu sehr auf den punkt gebracht, so scharf fokussiert, dass der punkt infinitiv zusammen schnurrte und daher nicht mehr sichtbar war. überschärfe also zu vermeiden.

was war noch? eigentlich nichts. uneigentlich auch nichts. 10.vor.3.

 


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