HYPErLYNX.di.gi.arium 00.03.03

nochmals erklärt sich der ingenieur.voyeur:

pretty.public.privacy

ad.1: "total recall" jeder zelle. ein mensch lässt sich, jedenfalls theoretisch (noch nicht praktisch, aber das ist nur eine frage der zeit), aus einer haut.schuppe vollständig rekonstruieren. in jeder einzelnen zelle ist die gesamte software des betriebs.system mensch gespeichert. inklusive der immateriellen appendixe dieser software, die man gemeinhin als seele, charakter o.ä. bezeichnet. PARS.PRO.TOTO.TOTAL. analog, so nimmt der ingenieur.voyeur an, trifft das auch auf das individuum als zelle der gesellschaft zu. aus dem ein.zelligen leben lässt sich das programm des ominösen gesellschafts.korpus ableiten. diese annahme ist die einzige rechtfertigung dafür, dass romane geschrieben werden. warum sollte man sich sonst für die GESCHICHTE einer FIGUR interessieren, wenn diese nicht exemplarisch wäre? was sonst wäre interessant an hans.castorp, der sieben jahre auf dem zauberberg verbrachte? dieser radikale pars.pro.toto.overkill ist auch der einzige grund für dieses di.gi.arium. sein netz.steller nimmt an, dass der netz.knoten, der sich hier äußert, exemplarisch ist. man könnte meinen, dies sei selbst.überschätzung, hybris und übersteigerung des ichs. im gegenteil: es ist die radikalste form einer demokratisch.demografischen annahme: ich bin NICHT so besonders, als dass ich NICHT AUCH als exempel dienen könnte. ich bin der durchschnitt statt der elite und deshalb interessant für durchschnitts.ermittler.

ad.2: die nicht stattfindende unerhörte begebenheit. die klassische roman.theorie vor der erschütterung der moderne (und auch in den post.modernen zeiten nach ihr wieder) fußt immer noch auf dem 19.jahrhundert.schema der novelle: bericht über eine "unerhörte begebenheit" (ob real oder fiktional, ist dabei egal). in der tat aber widerfährt den menschen das unerhörte statistisch unerheblich. die vom.tellerwäscher.zum.millionär.geschichten, die vom.mauerblümchen.zum.star.model.karrieren sind rar, sind selbst, wenn sie sich in der wirklichkeit ereignen, eher seltsam fiktionales traum.konstrukt denn wirklichkeit. sprich: selbst wenn sie sich WIRKLICH ereignen, spricht man davon im wort.feld des traumes: traum.beruf, traum.karriere. das feld für geschichten ist deshalb eigentlich jenes, in dem sich keine berichtenswerten, weil nicht unerhörten geschichten ereignen, da, wo sich eigentlich überhaupt keine GESCHICHTEN ereignen, weil dort GESCHICHTE gemacht wird. jene sozial.geschichte, der historiker sich manchmal widmen, wenn sie die WIRKLICHE GESCHICHTE jenseits der daten.trächtigen geschichte der lenker und herrscher erforschen. und diese geschichte(n) ist(sind) seltsam wenig "oral". sie teilen sich nicht mit. und darum gilt es, sie zu erzählen, ohne in den gestus des erzählens zu verfallen. also unvermittelt, also unzusammenhängend, nur den un.zusammenhang der assoziation duldend, also TÄGLICH ONLINE.

ad.3: beispiel "big.brother". auf rtl.2 ist gerade die daily "big.brother" angelaufen. mal ab von dem reißerischen titel, denn ein alles überwachender und ALLES MITSCHNEIDENDER kontroll.apparat hätte an dieser normalo.soap nicht das geringste interesse, weil überwachungs.apparate, für die orwells "big.brother" als symbol steht, immer auf das unerhörte der deviation zielen: perversion, terrorismus, subversion, putsch.gedanken, staats.gefährdung. nichts von dem ist in dem von rtl.2 gebauten haus mit seinen all.gegenwärtigen kameras zu finden. in dem total.transparenten haus befinden sich normalos der durchschnittlichsten sorte, jenes VOLK, das auch die daily talks mit seinem abraum von scheidung bis sex.deprivation bevölkert, ohne dass sich darüber jemand aufregte, jenes VOLK, das jedes wohn.ghetto in den städten mit seinem täglichen palaver und nächtlichen stöhnen bislang unberichtet belebt. "big.brother" ist die tv.gestalt gewordene langeweile des ganz normalen lebens zwischen einkaufsplanung und nach.mitternächtlichem schnarchen, das sich mit enormen beharrungsvermögen trotz, eher wohl aber gerade wegen der dauernden beobachtung einstellt. sozusagen NORMALITÄTS.ZWANG im angesicht normierter zuschauer, denn nur solche sind quoten.relevant. dass man einen haufen von over.normalos jeden tag bei allem beobachten kann, ist also nichts weniger als pervers, sondern ein soziologisches experiment mit bereits bekanntem ausgang: eine krähe hackt der anderen ein auge aus.

ad.4: plädoyer für die antastbarkeit. "die würde des menschen ist unantastbar" tönt das grundgesetz und noch manche ähnliche bürgerliche verfassung. sehen wir mal davon ab, dass das unerhört ist, ungehört täglich missachtet wird, wozu schon genügt, dass man keinen deutschen pass hat oder keine deutsche arbeit, dass also vertreter des SCHWEINE.SYSTEMS wie schwein.otto.schily ihren grunzenden rüssel im zaum zu halten haben, wenn sie diesen folgenlosesten satz des so genannten grund.gesetzes wieder.käuen. die unantastbarkeit ist ein ideologem des kapitalistischen systems, das nach zurichtung in der unangetasteten, sondern vielmehr anvisierten vereinzelung strebt. wonach dagegen revolutionär zu streben ist, wonach auch alle durch das systen einsam gemachten intuitiv streben, ohne es sich eingestehen zu können, ist die ANTASTBARKEIT. zärtlichkeit ist eine antastbarkeit. wer nicht antastbar ist, weil seine würde verfassungsmäßig unantastbar ist, ist jener vereinzelt zurichtbare, den sich das system als unantastbare verwertungs.masse wünscht, die es braucht, um unantastbar, unhinterfragt zu funktionieren. indem ich mich antastbar mache, habe ich den ersten schritt aus diesem material.zyklus getan. würde ist ohnehin ein ideologem wirtschafts.liberaler aufklärung. aber nicht ich muss unantastbar sein, sondern meine antastbarkeit, meine leidensfähigkeit, meine mitleidensfähigkeit, meine fähigkeit gegen die vereinzelung sollen unantastbar sein. dagegen verstößt das system täglich, das mir meine unantastbarkeit oktroyiert, damit es funktioniert und ich in ihm funktioniere. das unantastbare bank.geheimnis ist ein garant für die unantastbare herrschaft unantastbarer über unantastbare. deshalb: ANTASTBARKEIT!

ad.5: der ingenieur.voyeur als teil.nehmender - oder: pretty.public.privacy. ausgestattet mit optisch vergrößernden und schall amplifizierenden lausch.geräten, mit aufzeichnungs.geräten, die den BLICK INS MENSCHLICHE reproduzieren, ist der ingenieur.voyeur zugegen. er schenkt aufmerksamkeit. er hat AN.TEIL als teil. in der kommune.1 sollten alle am sex aller teilnehmen können, zumindest beobachtend. beobachtung ist die minimal invasive teilhabe. das private ist politisch, weil es in der polis statt findet, weil alle partikel der polis auf ähnliche weise privat sind. privacy is public. publicity is private. die un.dialektische teilung in öffentliches und privates leben dient den herrschenden als mittel. die so genannte privat.sphäre wird geschützt, damit sie als SCHEINBARE sphäre der nicht.herrschaft erscheint. als revolutionär muss ich mich für alles private interessieren, um zu LERNEN. privacy als residuum ist zu dekonstruieren, solange ich privat machen kann, was ich will, öffentlich aber zu funktionieren habe. ich will aber auch öffentlich machen, was ich will. die mauern der häuser, in die man fenster.löcher geschlagen hat, damit man RAUS gucken kann. REIN gucken ist verboten. aber der lichtweg ist umkehrbar, kommunikation ist umkehrbar, weil zwei.seitig und nur zwei.seitig denkbar. der ingenieur.voyeur schaut zu. was ist der unterschied zwischen dem zuschauen bei einer talk.show und dem mit hilfe eines FERN.ROHRs amplifizierten zuschauen, wie sich die nachbarin die fuß.nägel lackiert?

ad.6: der unterschied. der ingenieur.voyeur hat private interessen. während er der nachbarin zuschaut, die sich die FUSS.NÄGEL LACKIERT, wichst er sich (das BILD im fern.rohr zittert dabei umso mehr, je stärker die vergrößerung ist). seine beobachtung zielt auf ein objekt seiner begierde, in wahrheit nicht auf ein gemeinschaftliches subjekt. die nachbarin wäre für den ingenieur.voyeur nicht interessant, er würde SEIN ROHR abwenden, wenn sie sich nicht die fuß.nägel lackierte. das momentane (weil wichsende) interesse des ingenieur.voyeurs REDUZIERT sich auf die FÜSSE der nachbarin. was die nachbarin denkt, während sie sich die fuß.nägel lackiert, ist dem ingenieur.voyeur egal. würde die nachbarin aufstehen, um AM FENSTER in gebärden.sprache ZU IHM ZU SPRECHEN, kämen die füße aus dem blick. das würde das beobachtungs.interesse reduzieren. der i.v. ist zudem bemüht, dass die beobachtete ihn beim beobachten nicht ENT.DECKT. er denkt sich systeme von spiegeln aus, um die umkehrbarkeit des lichtwegs, die bedingt, dass alles, was er sieht, IHN auch sehen kann, zu verbergen. das hohe.lied auf die pretty.public.privacy ist also wiederum ein ideologem, um die objekt.haften perversen LÜSTE AM BLOSSEN LEIB, ja sogar - fetisch.haft - nur bestimmten teilen desselben, der nachbarin zu verschleiern. der ingenieur.voyeur kopiert videos, auf denen frauen PLAN.MÄSSIG und mehrwert.aktiv in illusionierter geheimer beobachtung abgefilmt werden, vorzugsweise, wenn sie sich masturbieren. HIDDEN.CAMERA. hier entfällt sogar die umkehrbarkeit des lichtwegs. nicht gleichberechtigte, hierarchische, also HERRSCHAFTLICHE verhältnisse.

ad.7: wiederherstellung der umkehrbarkeit des lichtwegs. der ingenieur.voyeur experimentiert. wie lässt sich die PRETTYNESS der von seinen beobachtungs.geräten in PUBLIC umgewandelten PRIVACY der von ihm emsig beobachteten frauen ebenso wie seine GIER.HAFTE lust daran veröffentlichen? durch mitteilung. der i.v. muss den frauen von seiner beobachtung und deren ergebnissen, die sich in masturbatorischer lust äußern, mitteilung machen. das ist schwierig. experiment: er VERÖFFENTLICHT zumindest die tatsache seiner beobachtung im netz. er zeigt sich durch den text.hirten. vermittelt zwar, so erfolgt doch eine zumindest theoretische UMKEHRUNG DES LICHTWEGS. der i.v. muss SENDER sein und nicht nur EMPFÄNGER, um das dilemma zu lösen. das di.gi.arium ist SENDUNG. der i.v. veröffentlicht sich, seine pervers.public.privacy. aus der vorstellung eines simplen vice.versa.imperialismus gewährt der i.v. voyeuren einblick in seine eigene p.p.p. immer noch ist das eine den lichtweg (und auch den schallweg, wenn er das durch die wand hörbar kopulierende nachbars.paar auf MINI.DISC mit enorm verstärkten mikrofonen reproduzierbar aufnimmt) spiegelnd verschleiernde, durch den filter des wortes bloß vermittelte sendung. aber es ist eine sendung. siehe, sehet, so ist es. ziel (unvollkommen): dialektische aufhebung der voyeurie durch die exhibition.

ad.8: nachtrag: der ingenieur.voyeur als de/konstrukteur. warum ist der voyuer nicht einfach nur ein voyeur, sondern eine INGENIEUR.voyeur? weil die amplifikation der sinne durch optisch und elektronisch.akustisch verstärkende instrumente einen konstruktions.akt darstellt. ich sehe, sagt der ingenieur.voyeur, durch das fern.rohr, was ich eigentlich nicht sehen kann. ich höre durch die an die wand gekitteten lausch.apparate, was ich eigentlich nicht hören kann. um euch NAHE zu sein, die ihr vermutlich so gewöhnlich seid wie ich, bediene ich mich apparaten, die ein KONSTRUKT von sicht- und hör.barem schaffen, annehmend, dass das, was die apparate zeigen, in der amplifikation ein AB.BILD sei von dem, was WIRKLICH IST. meine möglichst präzise annäherung aus dem wunsch der public teilhabe an eurer privacy ist nur mit hilfe VERMITTELNDER apparate möglich. derzeit. die grenzen zwischen privacy und publicity sind derzeit nur INSTRUMENTELL aufzuheben. als einsamer mit seinen apparaten. "wird auch aus diesem weltfest des todes (der toten beobachtung eines im grunde toten), auch aus dieser schlimmen fieberbrunst, die rings den regnerischen abendhimmel entzündet, einmal die liebe steigen?" frage am ende des zauberbergs. der ingenieur.voyeur ist sich nicht sicher. aber eigentlich, dem ursprung nach, ist seine beobachtungs- wie auch seine exhibitionistische leidenschafts- und obsessions.wut aus nichts anderem geboren als aus menschen.liebe.




<---->

-> HYPErLYNX.contents