HYPErLYNX.di.gi.arium 00.03.14

mögliches problem des di.gi.ariums zeigt gen.c., der die emanationen aus wort.parfüm fast jeden tag liest, als "daily soap" (welche wahrnehmungsweise der intention sehr nahe kommt), im gespräch auf: der strip.tease, die totale offenheit, macht, in die öffentlichkeit getragen, potenziell angreifbar. wahr, aber das ist der sinn der unternehmung. sich ANTASTBAR machen, sich erfahrbar machen, zunächst für sich, durch die pretty.public.privacy auch für andere. die einwände des mail.schreibers, die die un.published.aktionen erforderten, gegen den i.v. werden dadurch (wenn auch nur z.t.) aufgehoben, dass das di.gi.arium und seine öffentlichkeit die UMKEHRBARKEIT DES LICHT.WEGS erzeugen. der i.v. stellt aus, was er in den heimlichen ausstellungen beobachtet, an sich und an denen, die er zu (in jeder beziehung bloßen) objekten seiner beobachtung macht. hilfs.konstruktion, freilich, aber immerhin. ich mache mich antastbar, programm "total(itär)e offenheit".

der ganze damit im zusammenhang stehende komplex aus big.brother und WEB.CAMS muss nochmal ausführlich reflektiert werden.

weiteres problem: die potenzielle UNINTERESSANTHEIT der pictures of a live exhibition. wie beim big.brother passiert im di.gi.arium oft tagelang nichts. es werden dieselben probleme gewälzt, "der meyer ist immer noch heiser und immer noch ständig müde". meine vermutung jedoch: das kontinuum der TÄGLICHKEIT (und damit der all.täglichkeit) erzeugt eine anti.zapp.istische RUHE. das di.gi.arium, web.cams und der big.brother sind sozusagen das anti.dot zum video.clip mit seinen rasanz.schnitten. offenbar gibt es bei den zuschauern danach ein bedürfnis. was zu beweisen wäre, etwa an der entwicklung der einschalt.quoten von big.brother. alles genauer zu analysieren. weites feld. aufgaben.schwerpunkt für die nächsten tage und wochen.

im übrigen ist gen.c. der ideal.leser des di.gi.ariums, der imaginierte pars.pro.toto.proto.typ des teilnehmenden. man könnte ihn hier direkt, 1.zu.1, von tastatur zu tastatur, grüßen (was hiermit geschah). die hybris besteht darin, dass der schreiber sich NUR SOLCHE leser vorstellt. abgesehen davon, dass das ganze projekt aus der HYBRIS des SICH SELBST (und scheinbar bei sich) manisch ausstellenden künstlers geboren ist. aber kunst ohne hybris, kunst ohne exhibition sind undenkbar. dass also der schreiber immer in totaler selbst.überschätzung annehmen muss (wenigstens als VORSTELLUNG), dass das, was er schreibt, irgendwen interessiert. anders wäre schreiben, wäre kunst sinnlos.

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was anderes.

nämlich dass die kn.arbeit, das journaille.gehühnere mich zuweilen richtig ANGEHT. war zu machen: vorbericht über das stück "die werkstatt der schmetterlinge" von martin leßmann nach einem kinderbuch von gioconda belli. o gott, kinderbuch, o gott, kindertheater. schließlich hasse ich kinder, weil die so KRANK sind wie ich. worin der knack.punkt liegt. in der therapie diese ständigen sitzungen mit "wir gehen jetzt mal in ihre kindheit zurück, entspannen sie sich, schließen sie die augen". na gut, also kindheit. dieses unerforschte land, in dem die ganzen probleme wohl irgendwie angelegt wurden. glauben wir das mal. vor mir dann immer dieses eine FOTO. 1970 aufgenommen, oder so. da sitze ich im schlauch.boot des - o gott - vaters (von diesem fotografiert) und halte die pinne (den pint) des außen.bord.motors. ich, nein: das kind (das - natürlich - ein total fremder und keinesfalls ich ist), habe eine regen.jacke an (weil man die auf dem wasser an hat) und habe die augen zusammengekniffen. über den augen diese schon immer monströse BRILLE. in der therapie haben wir dieses bild immer wieder vorgenommen. wie ich - meinetwegen dann eben ICH - da sitze, STOLZ bin, dass ich das boot steuern darf, und doch davor eine in den verkniffenen augen sichtbare MÖRDERISCHE ANGST davor habe. selbst.mörderische angst. dieses muster: ich mach' das, weil ich muss, weil ich gehorchen muss, und WEIL ich davor solche angst habe. das dennoch nicht strandende boot (immer wieder das wunder). das ganze leben scheint darin fokussiert. die angst, das zaudern, das dennoch machen. das machen bis hinein in die erschöpfung. DER MAULWURF. das graben, das emsige. (der maulwurf die vulva bearbeitend, erfolglos.)

über martin leßmanns stück schrieb ich, dies bedenkend und mit brecht wissend: "ich bin in eine schlimme sache geraten", wie folgt (mit eingefügten kursiv.kommentaren):

 

--- snip my bloody childish life here! ---

 

"Die Werkstatt der Schmetterlinge" im Theater im Werftpark

Die Kunst des Andersseins

 

Rodolfo hat einen Traum, er will einen "Vogel wie eine Blume" schaffen. Aber in der Werkstatt der "Gestalter Aller Dinge" darf man die Gattungen nicht vermischen. Pflanzengestalter erfinden Pflanzen und Tiergestalter modellieren die Tiere.

das olle ding: lyrik oder prosa?

Damit er beim Erfinden von Geschöpfen kein Unheil anrichtet, wird Rodolfo von der "Weisen Alten"

natürlich eine MUTTER.GESTALT

in die Insektenwerkstatt "strafversetzt".

straf.versetzt in die litter.word.wide.wreck.world. isolations.haft TEXT.

Und da verwirklicht er nach langem Grübeln und Zweifeln schließlich seinen Traum, er erschafft einen "kleinen Vogel mit Flügeln aus Blütenstaub", den er Schmetterling tauft.

Aus der Feder der nikaraguanischen Schriftstellerin Gioconda Belli

immerhin: sandinista und damit genossin

stammt dieses Märchen über Utopie und die dafür nötigen Grenzüberschreitungen.

dass also utopie ohne die grenz.überschreitung, die sie, die utopie, zunächst auch negieren und pervertieren kann (prinzip lenin, overkill.prinzip stalin), keine utopie wäre. dass utopie überhaupt immer etwas mit grenzen zu tun hat. und dass nur BEGRENZTE utopie hervorbringen können. dass also die kränkelnde begrenzung, das versagen, das ungenügen, quelle jeder utopie sind.

Kongenial illustriert von Wolf Erlbruch ist es ein Kinderbuch-Klassiker, und Martin Leßmann hat daraus ein Stück für einen Schauspieler, bunte Falter und Stimmen aus dem Off gemacht, mit dem er im Theater im Werftpark gastiert. Nach vier Jahren als Leiter des Bremer MOKS-Theaters sollte das Stück ein wenig auch ein Vermächtnis sein, eine Parabel auf den Künstler und seine aus dem beharrlich verfolgten "Traum von einer besseren, harmonischeren Welt" geborene Schöpfung.

rodolfo: "aber ich habe einen traum, der viel mehr schönheit und harmonie in die welt bringen könnte. soll ich ihn aufgeben, nur weil sie meisten ihn nicht verstehen?" das ist der kommunistische traum. die weise alte: "auf der suche nach schönheit kann man leicht ins stolpern geraten." brecht: "auch der zorn über das unrecht macht die stimme heiser." der träge hund, der sich nicht müht und genießt (hedonist), zu rodolfo: "niemand vermisst das ding, das du erfinden willst." ((wer würde die LinX vermissen?))

"Der Rodolfo hat natürlich viel mit mir zu tun", gesteht Leßmann. "Er verkörpert die Utopie, den Glauben an etwas, was es noch nicht gibt.

die leninsche frage: was tun? was tun, damit es die utopie GIBT, wissend, wenn es sie gäbe, wäre es keine utopie und also nicht schön (die uneinlösbarkeit als UNBEDINGTE notwendigkeit - vgl. u.a. das system c.)

In meinem Fall war dies das Mitspieltheater." An diesem "Theater der Nähe",

nähe als die eigentliche uneinlösbarkeit dessen, der im text (bei aller offenheit) die distanz (zu sich selbst und zum maulwurf.körper) zelebriert

bei dem der Schauspieler das Publikum direkt anspricht und in das Spiel miteinbezieht, hat Leßmann jahrelang gearbeitet. Eine Idee aus den pädagogischen 70er Jahren des Kinder- und Jugendtheaters, die er in den 90ern maßgeblich wiederbelebt hat, denn: "Theater lebt vom Dialog, vorher, währenddessen und hinterher."

Kinder sind für diese eigentlich hoch-filosofische Reflektion über den künstlerischen Schöpfungsakt, seine Triebkräfte, sein immer wieder mit dem Bestehenden unzufriedenes Zaudern, die richtigen Adressaten, meint Leßmann. Denn "Kinder erleben die Welt anders. Ebenso ist Künstler zu sein die Folge davon, das Leben aus einer anderen Perspektive zu sehen".

insofern sind kommunisten (der nicht.stalinistischen, also zaudernden variante) künstler.

Das "Temperament, der Fantasie zu folgen", sei bei Kindern ebenso entwickelt, wie beim Künstler.

die (nachträgliche und nachgetragene) trauer des erwachsenen über das kind, das da am außen.bord.motor sitzt und beträchtliche ANGST hat

Mit seiner Theaterarbeit

der "trauer der arbeit, noch zu verrichten" (ögyr)

wie auch diesem Stück will Leßmann Kinder - und nicht weniger Erwachsene - darin bestärken, "dem Anderssein und der Fantasie Raum zu geben". Ein Konzept, das offenbar aufgeht, denn ein Rezensent sprach Leßmann das schönste Lob aus: In seiner Theaterarbeit sei Max Reinhardts Satz verwirklicht, dass "der Schauspieler seine Kindheit in die Tasche gesteckt" habe.

die kindheit in der tasche. als uneingelöstes vermächtnis in leeren taschen. die offenheit des di.gi.ariums (als letztendliche verarbeitung des außen.border.line.kinds), weil man einem NACKTEN (in dessen totaler verletzlichkeit) nicht in die tasche greifen kann.

 

--- you've snappt my bloody childish life until here! ---

 

alles noch weiter und weiter zu verhandeln.




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