HYPErLYNX.di.gi.arium 00.04.19

d.day.wiedersehen. 9.einhalb wochen später. wie man doch sehr vertraut ist. und nun doch "ex". immerhin. der gefühls.GAU bleibt aus. a. und ich vermuten, dass die trauer.arbeit schon IN der beziehung geleistet wurde. nun ernten wir die früchte. unspektakulär, verständnisvoll und EINVERSTANDEN. lehrstück vom einverständnis beendet, beginn einer "wunderbaren freundschaft"? auf dem nachhause.weg der kleine zweifel, der horror des dann doch allein seins, das echo der trennungs.ängste, an denen die therapie herum.korrigiert hat, weitgehend erfolgreich, wie's scheint, aber auch das echo ist noch ein echo. wie man jetzt sein leben so lebt? wie die letzten 9.einhalb wochen. einsam, und doch mit allem möglichen verbunden. ein gefühl, wie wenn weihnachten und silvester vorbei sind und das jahr groß und lang vor einem steht. zeit, die auf füllung wartet. selbst aber fühlt man sich leer. flasche, aus der man nichts mehr gießen kann. so ungefähr.

gewisse tragik: das SCHEITERN DER BERÜHRUNG. dass also das ANFASSEN mit wirklich echten fingern nicht funktioniert hat, nur immer mangel.haft und krampfend. dass der GROSSE IMPOTENZ nur mit worten den dingen (und frauen) nahe kommen kann, nur diese "berührung" berührt. vermitteltheit, ein transzendetes zwischen mir und anderer haut. mein wort an deinen ohren! mein wort IN deine ohren! doch ich bleibe entfernt. der gedankenflug einer masse, die durch fetten leib dennoch auf dem teppich bleiben muss. bei r. wie a. fing es mit worten an. man sandte sich briefe. nun das ausgeläut wort.reich und mit vielen netten sätzen, die ich sprach, die ich hätte notieren müssen, um sie hier herein zu schreiben. alle vergessen.

DAS GLÜCK DES WORTES bleibt noch bestehen im einverstandenen scheitern. die hoffnung allein darin, dass die behauptung falsch ist, das wort.aussenden, das streicheln mit versen, sei ein kopf.akt. zwar ist hinter den worten tabula rasa, die echte berührung, haut an häutchen, lippe an lippen, findet nicht statt, ist verstellt von den worten (beim ficken reden ist eben einfach scheiße). aber dennoch ist das wort, mindestens das lyrische, kein wort des verstands, sondern tieferen verstehens, traut sich das irrationale zu. das eint immerhin sex und dichten.

a. tröstet, mir sei das vielleicht so und genau so "gemäß". ist es. aber dennoch das grund.gütige gefühl von defizit, dass das wort eben nur ersatz für etwas ECHTES sei. im hinter.kopf habe ich immer die GROUPIE.WUNSCHVORSTELLUNG: nach der lesung stürmen die mädels auf die bühne, ziehen mich aus und wollen hier.&.jetzt gefickt werden. zumindest umarmt. dass aus dem garn der worte stricke von leibern werden. olle kiste, die kunst immer wieder aufklappen will. dass sie nämlich so wirklich sein will wie das ganz echte wirkliche leben. ist sie aber nicht. und dann jammert sie darüber larmoyant herum, veranstaltet diesen überbau- und erhöhungs.zirkus. der schweiß auf der dichter.stirn will aber nicht echt werden, bleibt immer destilliertes wasser und fängt nicht heiß an zu stinken, weil es darin keine eiweiße gibt, die oxidieren und sich zersetzen. KUNST BLEIBT IMMER KÜNSTLICH. und die kunst.schaffenden werden dieses mutter.mal ihrer ständigen aus.der.taufe.heben.akte nicht los werden. werden herum.laufen hinter ihren brillen und bärten, bestaunt, aber immer bestaunt wie die giraffen im zoo: mann, haben die lange hälse! das wirkliche leben aber hat hälse von normaler länge. und der tinten.fleck, den ich dir darauf träufle, ist nun mal kein knutsch.fleck, auch wenn er so aussieht.

das ist dann doch schon irgendwie ziemlich erschütternd.

dennoch die klimm.züge. dass das di.gi.arium in der tradition steht von den zahl.losen und sämtlich gescheiterten versuchen, kunst und leben IN NÄHE zu bringen. mit dem ergebnis, dass ich eigentlich nur im raster der zeilen wirklich lebe, weil hier nichts zusammen wächst, was zusammen gehörte (vereinigung ist immer deregulierung). dass jede zeile hier wichtiger und wirklicher ist als alles, was ich erlebe. dass nähe, die nicht hergestellt werden kann, nur über die distanz des textes überhaupt erträumbar ist.

die kleine g.episode etwa: was da am tresen statt.fand, als g. mich mit bier aus ihrer lieblichen und leiblichen hand versorgte, war ein vergängliches nichts im nichtigen augen.blick. gestalt wurde es erst hier, durch die wort.mäßige arbeit an der bloßen ERINNERUNG daran - mit tendenz zur verHEISSenden VEREWIGUNG. und hätte ich sie wirklich berührt, wären wir schließlich tatsächlich am ende der nacht, wenn alle gäste gegangen sind, verschlungen unter dem tresen in einander gelandet, so hätte dies als einzige folge gehabt, dass der bericht darüber noch länger geworden wäre und vielleicht etwas farbig.realistischer angemutet hätte. mädchen, lass dich nicht mit künstlern ein, denn dann bist du nur buch und kapitel. das buch g. oder eben das buch päpcke (da hast du immerhin einen anderen namen).

dialektik.1: die heilung erhoffe ich vom gift. das gift ist der text. erdacht einstmals als anti.dotum, nunmehr die eigentliche krankheit. nach dem rausch dieses giftes bin ich süchtig geworden. dann realitäts.verlust durch die konstruktion der sucht.realität im text. ich erlebe wahrlich nichts. ich schreibe nur darüber, was ich alles hätte erleben können. dialektik.2: dass im porno.video der anschein erweckt wird, leiber prallten auf leiber. das sehend (und sehnend) geht man immer wieder los zum video.laden, um zu schauen, ob nicht doch wirklichere leiber in wirklichere leiber dringen können. darüber vergisst man WIE leiber an leibern KOMMEN. dialektik.3: ohne die sucht, die alles zunichte macht, wäre gar nichts. nicht mal etwas, was man zunichte machen könnte. deshalb ist man dann wenigstens süchtig. dialektik.4: g.s g.punkt existiert, aber nicht für mich. er ist auch nicht AN MIR. also wird der "g.punkt" zur schönen wendung, die darauf anspielt, jenen punkt der punkte sehnend anmahnt. dialektik.5: die heilung von der sucht erhoffe ich vom gift, das diese sucht ausgelöst hat. ich arbeite da sozusagen homöopathetisch: gleiches mit gleichem heilen (und doch nur vergelten).

ist der ausbruch aus diesem uhr.gewaltigen dialekticken dann vielleicht auch nur eine frage der dosis?

[bekenntnis des trockenen alkoholikers: schnappend nach dem wein hab' ich mir den eben über den ärmel geschüttet und sauge nun am stoff, damit der trocken werde. dennoch der rot.wein.fleck wie ein kains.malmen auf dem ärmel meines zukünftig weißen leichen.hemdes.]




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