HYPErLYNX.di.gi.arium 00.06.28

das burgin.thema lässt mich nicht los. internet.recherche fördert allerlei zu tage, u.a. ein "interview" (eher längere diskussion) mit einer münchner ausstellungs.macherin (ganz offensichtlich in feministischer theorie bewandert) über die imago frau in burgins fotos. riesen.großer text, in dem ich mich aber augenblicklich fest.lese und die eigentlich zu tuende arbeit vergesse.

burgins thesen darin: voyeurismus ist nur die andere seite des exhibitionismus. in "studies for video #1" (eine art skizze, wie maler sie sonst machen, für ein video, besser: extrahiert aus zwei videos) gruppiert burgin drei "stills":

1. frau, die, nur mit einem büsten.halter bekleidet, in einem fenster sitzt, den rücken dem betrachter zugewandt, und telefoniert.
2. ein schwarz.bild als "connect" zu 3
3. eine frau, aufgenommen in einer u.bahn, streift sich mit der hand über das gesicht.

die ausstellerin insistiert auf dem zurichtenden (nach den schemata männlicher blick, "beauty" (vergänglich), power) charakter der abbildung von frau: ein mann macht (wieder mal) ein bild von einer frau. burgin argumentiert (sinn.gemäß aus der erinnerung zitiert): ein fenster ist dafür gemacht, durch es hinaus zu schauen auf das, was außerhalb der wohnung passiert. der umgekehrte blick hingegen ist verboten. man(n) schaut menschen (frauen) nicht in die wohnung (privat). andererseits stellen manche bewohner von fenstern gegenstände ins fenster, DAMIT sie von außen gesehen werden und etwas SAGEN über den bewohner/die bewohnerin. die halb.nackte frau in still.1 könnte ebenso gut im innern des zimmers (unentdeckbar von außen) ihr telefonat führen. ABER: sie setzt sich ins fenster. was bedeutet das? für burgin bedeutet das AUCH: sieh mich an! eine art exhibitionismus, der zum vice.versa (umkehr des licht.wegs) des voyeurismus einlädt. andererseits: die frau in der u.bahn, die dort (bewusst) public ist (öffentlicher ort), sich aber (ganz privat) auf die finger.nägel schaut und daran nestelt. MUSS man(n) da dann also weg.gucken, weil die finger.schau erkennbar privat in der öffentlichkeit geschieht? oder DARF man(n) zuschauen, WEIL die maniküre in der öffentlichkeit stattfindet? burgin hat zugeschaut (in beiden fällen) und auf den AUSLÖSER gedrückt. die feministisch elaborierte ausstellungs.macherin kritisiert jedenfalls und sieht die fragen nicht ein. sie führt vielmehr v.export (video.künstlerin) an, die das zurichtende zu.schauen dadurch dekonstruiert, dass sie das bild von sich "nur" BETASTEN lässt. v.e. hat sich bei einer performance in einen kasten auf einen öffentlichen platz gestellt und gewährt keinen BLICK auf ihre nackten brüste, lässt sie aber vom publikum betasten. burgin fragt schlau (und psycho.analytisch geschult): warum macht sie das gerade mit ihren BRÜSTEN, nicht aber mit ihrem genital (oder dem gesicht)? DIE frage hat sich die kritisierende ausstellungs.macherin gar nicht gestellt. burgin plädiert für solche fragen, die "sonst nieman(n)d" stellt.

beziehe das auf meinen voyeurismus (bzw. auf den des i.v.). und bekomme, indem ich das hier schreibe, sozusagen on.line sofort MATERIAL geliefert. denn im fenster straßen.seite.oben.rechts, wo ein mann wohnt (also kein beobachtungs.OBJEKT - sic! also hat die ausstellerin eben doch recht), geht gerade in diesem moment eine frau VOLLSTÄNDIG NACKT im zimmer hin & her (kein nicht.exhibitionistischer grund erkennbar, warum sie genau 2.minuten.30 im zimmer WIE AUF DEM PRÄSENTIER.PEEP.SHOW.TELLER auf & ab schreitet) UND STELLT EINE KERZE INS FENSTER. signal für den fern.glaser, der so schnell nicht an das amplifizierende gerät, wohl aber mit der hand an seinen schwanz kommt? dann verschwindet sie im innern der wohnung. die kerze bleibt (genauso wie mein glüh.beSTRUMPFter schwanz) stehen, als objekt des nachrichtlichen anschauens. sie brennt immer noch, während ich jetzt gerade diese buchstaben tippe.

burgin.vortrag.teil.2: burgin führt seine videos vor. die REALE bestätigung von burgins bildern auch hier. in "lichtung" sieht man eine frau in einem 19.jahrhundert.kleid MIT NACKTEN FÜSSEN, die mit dem rücken zum betrachter (das gesicht anonymisiert?) auf eine landschaft blickt (zitat von caspar.david.friedrich.gemälden). hinten ein schloss. bezug auf die landschafts.konstruktion (à la englischer garten) in goethes "wahl.verwandschaften" durch zitat aus denselben (ottilie zu eduard über den geplanten neu.bau). entdecke IN DER MISE.EN.SCÈNE folgendes: genau vor mir sehe ich den hinter.kopf einer frau, die mich schon gestern beim vortrag angesprochen hat und meinen artikel über joan.fontcuberta in unangemessen höchsten tönen lobte (exhibition eines erotischen interesses?). auch heute zeigt sie verstärktes interesse an einem gespräch mit mir. obwohl ich mich in mein notiz.buch versenke, spricht sie mich heftig an. nun aber sitzt sie vor mir, sieht wie ich den film, und ich sehe ihren hinter.kopf PARALLEL zum hinter.kopf der die landschaft betrachtenden nackt.füßigen frau in burgins video. von dem hinter.kopf der realen frau steigt der FRAUEN.DUFT auf. ich sehe: ihre bebenden (seltsamer.weise bewegt, obwohl sie ganz ruhig sitzt) OHR.CLIPS (the ear and eye of a clit). ich sehe: sie im schatten.riss und aus dieser perspektive das PULSIEREN IHRER HALS.SCHLAG.ADER, das ungewöhnlich heftigen puls anzeigt (messe: ca. 100 bpm - etwas weniger als eine halbe sekunde dauert jeder puls). duft und bild vereinen sich in dem assoziations.schema, das ich gerade lerne, um burgins bilder begreifen zu können. dann zieht die frau, die mich mit namen kennt, ich aber ihren nicht, die SCHWARZEN PUMPS AUS (darin nackte füße) und setzt sich in einen schneider.sitz, als wollte (interpretation des i.v., der voyeur- und exhibitionismus verwechselt, indem er die vorstellung des letzteren für die rechtfertigung des erstern nimmt) sie ihre FÜSSE genau in die position bringen, dass ich sie sehen kann. sie spielt mit den rot.lackierten zehen, beugt sie wie frauen.füße im orgasmus angeblich tun, und fährt sich immer wieder mit den fingern zwischen die zehen. ich bin betört und werde fast ohnmächtig. eine wirkliche geste des TEASINGS oder nur meine projektion in das bild des bildes auf beamer.leinwand und wirklichkeit drei meter davor (so genannter, denn es kommt mir wie ein traum vor, ein ersehnsüchtigter). unter meinem notiz.block, der in meinem schoß ruht, macht sich eine monströse erektion eingezwängt breit.

und gerade jetzt, wo ich diesen absatz beendet habe (kein fake, es ist wirklich so), kommt die nackte von nebenan wieder und bläst die kerze aus.



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