HYPErLYNX.di.gi.arium 00.07.04

ich zitiere (für kn):

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Volker Sponholz' Examensausstellung bei Prima Kunst

Spuren, Schichten und Geschichten

Man kennt das von Zetteln am Telefon. Sie sind bekritzelt mit filigranen Mustern. Volker Sponholz' "geSchichten" betitelte Zeichnungen vollziehen diese selbstvergessenen Spuren fast unbewusster Strichführung nach. "Kritzeln hat etwas Tänzerisches", sagt Sponholz, der sich als Comic-Zeichner einen Namen machte. "Wie beim Tanz überlässt man sich einfach dem Rhythmus oder versucht, ihn bewusst in Bewegung umzusetzen." Mit dem feinen Strich geht Sponholz in seiner Examensarbeit aufs große Format über. Riesig vergrößerte Fotos hat er mit Wandfarbe lasiert und in die so entstehende "verletzliche Oberfläche" die Spuren des Bleistifts eingegraben, um sie erneut aquarellierend zu übermalen und wiederum zu bekritzeln. Das wirkt wie die über einander geschichteten Linien eines Seismographen, der das Zirpen und Zittern der Seele registriert. Um diese Details wahrzunehmen, muss man ganz nah ran an das Bild. Doch dies ist nur eine Möglichkeit, es zu sehen. Entfernt man sich, wird die tiefste Schicht sichtbar, das Foto, verschleiert von den Grauwerten der Striche. Sponholz' Bilder eröffnen damit eine Raumdimension, denn wie bei einer Plastik verändern sie sich aus unterschiedlichem Blickwinkel.

Die Abstraktheit der bewusst zufällig erscheinenden Kritzeleien ist durchaus eine Gegenbewegung zur kalkulierten Linie des Comics. Gleichsam dialektisch zeigen sie aber dennoch Sponholz' Faible für Geschichten. "Bei konkreten Motiven stoße ich sehr schnell an Grenzen, aber ich komme eben doch vom Geschichten Erzählen." So ordnen sich die zarten Linien immer wieder zu Zeilen, zu einer Anmutung von Buchstaben, zum abstrakten und dennoch direkt aussagekräftigen Zeichen. An der Schnur eines ohne Zwischenraum getippten Textes reihen sich skizzenhafte "Seestücke". Die Zeile wird zur Linie, zum Horizont einer Meereslandschaft. Und indem die Fugen zwischen den Worten fehlen, verwandelt sich deren Eindeutigkeit zurück in das vielschichtige Zeichen.

Zwischen den Zeichnungen hat Sponholz ein Café aufgebaut, den Ort entspannten Zuschauens. Am Tresen hängen "Zeitungen" mit seinen Texten und Geschichten. Der Clou: Die Tische sind Zeichengründe. Herumliegende Bleistifte laden den Besucher ein, darauf zu "scribbeln" und so den Kitzel am Kritzeln selbst zu erfahren.

--- snap! ---

ich dichte:

 

geschichte von der spur der streiche

spur der striche, des gestrichen seins,
wort nicht mehr als wort, vielmehr als zeichen,
das jenseits des verstummens allen reims
sich reimt aufs vers.erschleichen und das streichen.

das zeichen von der seele zirpen, zittern
im elektrokardiogramm des scheins.
fern von sagte.ich.und.sprache.flittern
die nägel zimmern auf den kopf des schreins.

so tickt auf fläche wie im raum der zeiten
unser uhrwerk dem verstummen zu,
wie schwerter werden stumpf an armen rittern,

wenn diese ihren schneid noch immer reiten
und spielen mit sich selbst noch blinde kuh,
weil in den spuren wir uns selbst schon wittern.

 

nee. das war's nicht, also noch mal:

 

veits.tanz der zeichen

wie'n tanz auf dem vulkan der bloßen leichen.
warum von tod ich red' nur, wenn die bleichen
sich im bodenlosen zeilen.fall
vergnügen, atmend jenen rauch und schall,

der ungewachsten wörtern leiht die flügel
und ungewaschnen hemden einen bügel?
warum ist vers nicht linie und hall?
warum wird sehnsuchts säuseln gleich zum knall?

ich weiß es nicht und weiß auch keine antwort
auf den tor.schluss.fuß.ball, jenen sport,
der um bräute ringt auf jedem ball.

ich weiß nur, dass das scharfe zeilen.beil
senkt sich auf segens.worte und ihr heil,
und mauert stein um stein auf ihren wall.

 

das war's ja nun wirklich nicht. aber jetzt ist's zu spät für einen weiteren versuch.



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