HYPErLYNX.di.gi.arium 00.07.27

"voulez vous coucher avec moi?" werde ich fragen, morgen, denn meine fick.zelle ohne fern.heizung fährt mit aufs weekend.wedding.camp. dennoch werde ich mir nur selbst die heizung meiner fantasie sein, der ofen, hinter dem ich nicht hervor gelockt werde. die abgeschnittene jünglings.locke im brief.roman des vergebens.

vorher: in der tanz.diele für kn bei dumont.dance.explosion. miss wossi ist auch da. r(a)isin' wossi, the wizard of wossi, spült mir den dunst aus der stirn. in ihrer micky.tasche das schlüssel.anhänger.plüsch.tierchen, das ihre freundin raus.holt, um "einmal kurz hallo" zu sagen.

so süß! oh, sweety! schlängle dich durch die gitter meiner zelle, durch den reiß.verschluss am piss.fleck, den ein über.geschwappter kaffee heut' gemacht hat, was natürlich niemand glaubt. it's piss.pixel, not coffee.cover!

--- snip me! wie hier noch die dumont.explosion ---

Propädeutik des Punk

Ein kleiner Altar, Babystuhl oder Sitzmöbel für den unvermeidlichen Hausfreund namens Kater, ist unter dem Mikroständer aufgebaut. Darauf ruht wie das Buch der Bücher ein Standardwerk der systematischen Philosophie - Wilhelm Kamlah, Paul Lorenzen: "Logische Propädeutik". Philosophie meets Puppenstube meets Punk. In diesen drei "P" könnte man die fleißige Sammeltätigkeit der Dumonts Dance Explosion auf den Müll-Deponien der Pop-Geschichte zusammenfassen. Handeln wir sie eines nach dem anderen ab.

Die Philosophie à la Ron Dumont hat sich bereits beim "Schwimmenden Blei" bewährt. Ron, das Reptil, der züngelnd Wittrung aufnehmende Waran, der sich durch das Dickicht der Assoziationen schlängelt und eben aus der Konserve eines abgenüdelten "Pulp Fiction"-Videos entsprungen scheint, oder aus einem der vergilbten 60er-Dias, in deren Projektion jeder Trashcan seinen optischen Deckel findet. Mit der gespielten Debilität einer müden Drohne blubbern zwischen den Songs aus Rons maulfaulem Schlund Haikus der Extraklasse. Kostproben: "Das russische Implantat in meinem Kopf, das mich 24 Stunden am Reden hält." "Die kleinen Siege - hab' mein Young-Konto bei der Deutschen Bank verlängert." "Stechen, hämmern, schlagen und trinken kann man gut aus Stiefeln." Oder einfach: "Tanzt, ihr Schweine!"

In solche "Vorschule des vernünftigen Redens" ist auch die Musik des Quintetts gegangen. Sehr bewusst setzt man auf Imperfektion, lässt die Gitarrenläufe humpeln und die Stimmen groteske Handstandüberschläge mit behend eingesprungenem und dann kalkuliert vergeigtem Doppel-Axel machen. Und Drummer Horst Pillau jr. begreift sein Schlagzeug weniger als Instrument, denn als Fitness-Maschine, an der muskulöser Schweiß statt Feinmotorik zählt. "Die sind ja völlig unprofessionell", wundert sich ein Zuhörer. Recht hat er. Denn die Verweigerung jeglicher Professionalität ist bei der Dumont Dance Explosion die Zündschnur, die einen Knallbonbon nach dem anderen in die Luft gehen lässt - gerne auch als Rohrkrepierer. Anders ausgedrückt: It's Punk!

Oder eben Puppenstube, in der das auf Barbie-Format geschrumpfte "Je t'aime" ebenso wie dazu kopulierter Adriano Celentano mit seinem von Ron auf plüschiges Rock-Rosa getrimmten "Una festa sui prati" eine Laszivität entwickelt, die das Original weit in den Schatten stellt. Freilich und natürlich nur ironisch: "Voulez vous coucher avec moi?" haucht Sängerin Suki Bazooka und ergänzt im mortal verdrehten Wort-Salto "Kitschig, kitschig, ah, jaja."

Wirkliche Kunst ist einfach, heißt es in irgendeiner Propädeutik der Kunst. Bei den Dumonts findet sich dieser Lehrsatz nicht nur bestätigt, sie sind ein Exempel dafür. Und dass man diese "Liason aus Anrufbeantworter und Happy-Birthday-Karte" wie beteuert wirklich zum ersten und letzten Mal gehört hat, das mag und darf niemand glauben.


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