HYPErLYNX.di.gi.arium 00.10.10

anruf von der kultur.redaktion. mal eine grundsätzliche frage. oha, was kommt jetzt? pds.mitgliedschaft entdeckt? LinX.autorenschaft aufgeflogen? im di.gi den sex.sexismus gelesen? nein, nichts von dem. vielmehr: ob ich, so im prinzip, auch lust hätte, für das feuilleton junge.kunst zu besprechen. ich sag', ja, gern, hab' ich ja auch schon öfter für die "szenen" gemacht. antwort: eben drum, das sei aufgefallen, dass ich das "frisch" gemacht hätte. hätte da offenbar "einen blick für". ich: also, ja, gern, machen wir, aber warum die frage? antwort: weil du ja schon so viel machst, ob dir das nicht zu viel wird? kurz überlegen. dann sagen: ich schreibe ja gern, das ist ja mein eigentliches ding. und ich schreibe gern auch über sachen, bei denen ich noch was lerne. antwort: ja, eben drum, das merke man ja, dass die texte sich "bemühen um ein erfassen, das nicht so voreingenommen ist". danke. ob das ein kompliment sei? ja. unbedingt. hinzu komme, dass der kollege h.h., der das bisher gemacht hat, das habe man jetzt bemerkt, "für sowas vielleicht doch schon zu alt" sei. dazu sage ich nichts, nur, dass ich das nicht beurteilen könne, läse vielmehr seine texte immer mit großem interesse. doch, der sei "einfach zu alt". also soll ich das jetzt machen. ja, gut. erster auftrag gleich morgen. lege auf. schlechtes gewissen und kleine panik, wissend, dass man in 10 jahren das, was man jetzt über den kollegen h.h. sagt, über mich sagen wird. ZU ALT! darf man das? darf man aufträge annehmen, die unter dieser prämisse stehen, dass ein anderer, ein kollege, ein auch.strampler um das monatliche salär, "dafür zu alt" ist? darf man nicht! muss man was gegen machen! also, nach langer überlegung daran, morgen anruf, um das nochmal zu klären, dass ich das nämlich nur mache, wenn das niemand anderem, namentlich diesem kollegen, schadet.

abends (für namentliche kn) in der pumpe bei der premiere eines vorlese.abends in der bar. titele: buch meets bar. weil ja hier, im di.gi, schon mehrfach der text an der bar seine fortsetzung fand. schreibend, beobachtend, sich verliebend in die beat.zaubernde.jeannie. die bar als stätte des textes, wo der text WEITER GEHT, mit white.russian.wirkung im blut. wie gen.c. berichtet, dass er den text über mr.z.s film über mr.z.s "abschaum".roman genau an der bar geschrieben hat (tanz.diele, die wunderbare tanz.diele, da wo die vielen sehr schönen, wunderbaren frauen um mitternacht für einen augenblick so scheinen, als dürfe man sich in sie verlieben). und dass das plötzlich sehr leicht ging. was man dem text für die LinX auch anmerkt. wie der befreit scheint. wie der fast macht.voll position bezieht, in diesem frotzelnden ton, den ein guter text ausmacht.

an der bar, hinterher, trinken wir (die runde geht auf die veranstalter, die nächste auch, und dann noch die über.nächste und, klar, jetzt ist es ja eh egal, auch die über.über.nächste)
CRÉME DE MENTHE und palavern darüber, wie alles so ist, das leben, die bücher, text. créme de menthe schmeckt scheußlich, ist viel zu süß, nimmt mentholig und stark.alkoholisch den atem, aber erinnert an absinth. ist grün, ist süß. so süß wie die frauen, die dabei sitzen, die eine mit hund, der unten an ihren füßen gerade einschläft, mit diesem nochmal hoch.blicken des devoten, die werden davon leicht betrunken und fangen an zu kichern. sie sind - klar, natürlich, logisch - sehr schön. die eine, die mit dem hund, der ganz anders aussieht als der dalmatiner der bezaubernden.jeannie, und sie sieht auch ganz anders aus, fragt mich aus. will wissen, wie das so ist mit dem schreiben. ich gebe treulich antwort, wie das so ist mit dem schreiben. das sei so.und.so. sie findet das toll, wenn "man so schreibt". das könne sie ja nicht. ich würde doch öfter schreiben in den kn? ja, öfter, so dreimal die woche im durchschnitt. wie ich das denn mache? der hund blickt nochmal kurz. jetzt aber schläft er. ich erkläre, wie ich das mache. ich berichte, dass auch für einen arrivierten schreiber der LEERE BILDSCHIRM, das anfangen nach dem eintippen der dach.zeile, das erfinden des ersten satzes, immer wieder ein angang sei, ein schlimmes "ich.kann.das.nicht".anwandeln. dass jeder text immer aus dem augenblick geboren werde, wie man gerade drauf sei, auch wenn das später in der druck.version gar nicht so aussehe. das findet die frau mit dem hund "toll". sie sagt: "toll!" dann, als ich sage, dass ich jetzt gehen wolle, weil ich mich eben diesem leeren bild.schirm jetzt und hier und immerdar aussetzen müsse, auch an diesem abend, an dem die créme de menthe eigentlich mehr durch ihren poetischen namen als durch ihren geschmack fasziniere, fragt sie mich, ob sie meine telefon.nummer haben könne. weil: sie schreibt ja auch, manchmal, paar gedichte. ob man sich da mal austauschen könne. ja, gern, hier meine karte.

noch eine créme de menthe? na gut, okay. dass ich dann aber wirklich ... und eine zigarette mit der frau mit dem hund. ich zünde sie ihr an, die bisschen schwankt von der créme, die flamme nicht gleich findet. der hund scheint zu träumen, er zuckt mit den wimpern. den ganzen abend über, das sah ich nebenbei, sah der hund traurig aus. hunde sehen immer traurig aus, so als seien sie mit ihrem leben irgendwie nicht so richtig zufrieden. während der hund jetzt schläft und während ich der sehr schönen frau, die mir ihren namen - fällt mir jetzt auf - gar nicht genannt hat, doch noch erzähle, dass ich auch literarisch, also, also, in so einem text.kontinuum, das sich HYPErLYNX.di.gi.arium nennt, also quasi und überhaupt und täglich, gewissermaßen, SOWIESO schreibe, während also jetzt dessen krault die frau den hund, den das offenbar seiner alp.träume entledigt. denn eben noch, einschlafend, zuckte er, während er jetzt, als ich gerade das créme.de.menthe.befeuerte wort vom text, der mein hirte sei, in den mund nehme, der sehr schönen frau wie einen kuss auf die stark roten lippen drücke, wie ein toter da liegt.

dann gehe ich. draußen ist mond. gen.c. mailte bezüglich der jeannie.episode, es sei ja wohl so, dass man mich nicht mal 2 minuten alleine lassen könne, schon begegnete mir roman.haftes. da hat er recht. ich aber meine, dass das alles nur am text liegt, der FUTTER haben will, der sich sehnt nach zu berichtendem, nach story. und dass das, was dann hier story ist, wirklich geschieht, das kann ich selber kaum glauben. die frau aber, und der hund, der jetzt schläft.


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