HYPErLYNX.di.gi.arium 00.10.22

das heutige stichwort lautet: UNAUFGEREGTHEIT. unaufgeregt findet man erst gegen 12 aus dem bett, unaufgeregt schaltet man dann erstmal den tv an, noch im schlaf.anzug. hatte man nicht sehr viel arbeit? ja, klar. aber man ist ja unaufgeregt. der schwere schädel von gestern, vom schreiben und trinken, klar, gute ausrede. so geht der nachmittag dahin, mit elefanten, die auf dem schirm ihre rüssel strecken und dabei niedlich aussehen. mit der x.ten wiederholung des „fest.akts zur deutschen einheit“ am 90.10.03, wo dieser zwischen.fall passiert. wo plötzlich jemand am mikro steht, den niemand eingeladen hatte, der jetzt zeugs redet, sehr dadaistisch verklausuliert, und so den blöden fest.akt richtig geil stört. gucke mir das drei.mal an. wie der dann weg.geschleppt wird von den sehr un.un.aufgeregten sicherheits.leuten und wie dann wieder die voll.idioten „aus politik und wirtschaft“ sich dumpf freuen über ihren doch noch gewinn des 2.weltkriegs. das schaut man sich an, unaufgeregt.

dann also mal aufmachen. bisschen arbeit muss schließlich gemacht werden. nach holtenau radeln, um da ein konzert zu besprechen. ein streich.orchester streicht mozart, grieg und frank.martin. mache notizen und nicke zwischen den notizen umschwebt von dem wohl.klang immer wieder ein. hoch.schrecken: ach ja, bin ja gerade im dienst. belustigt feststellen, wie ich hier dienst mache. sehr entspannt nämlich. und die geigerin anschauend. wie die sehr konzentriert geigt. das ballett der geigen.bögen, die mit dieser seltsam gekünstelten hand.haltung gehalten werden. irgendwie vorsichtig, weil die ausführung von kunst vorsicht braucht. klar, die geigerin ist total schön. diese schönheit, die weit weg vom schwanz ist, die einfach nur so schön ist. trotzdem hat sie hinterher, als sich alle verbeugen, am hals, da wo den die geige berührte, von dem instrument einen fetten magenta.knutsch.fleck. fasst sich da auch kurz hin, weil es wohl schmerzt bisschen. und das sieht auch sehr schön aus, diese geste.

neben mir in der kirchen.bank derweil auch schmerz, ganz offensichtlich. da sitzt eine frau, die ein bild raus geholt hat, auf dem man den fröhlich grinsenden kopf eines mannes vor einem wald.hintergrund sieht. sie legt sich das auf’s knie und streichelt mit dem finger fortwährend um den kopf herum, während sie entweder versunken darauf oder auf die bühne guckt. nachher kommt diese schmachtende sarabande in der holberg.suite von grieg. da tropft es plötzlich aus der frau auf das foto rauf. so gänzlich stummes, unhörbares weinen. voll traurig, voll die pietá. ist der typ gestorben oder einfach nur weg.gelaufen? würd’ ich jetzt gern mal wissen. aber natürlich muss man da weg.schauen. als das konzert fertig ist, fällt der frau beim aufstehen das foto, das sie beim heftigen und sehr begeisterten klatschen offenbar kurz vergessen hat, runter und mir direkt vor die füße. ich hebe es auf und reiche es ihr. sie sagt danke und steckt es unaufgeregt in die tasche. beim raus gehen sehe ich sie noch sehr fröhlich mit der geigerin plaudern, völlig gelöst, mit strahlendem lächeln auf einem madonnen.zarten super.hübsch.gesicht. was war das für ein film?

im mail zuhause läuft derweil der thread.film des LinX.red.chats. es geht um den leser.brief zu der hirn.kolumne aus der letzten ausgabe. so unaufgeregt, wie sich heute alles anfühlt, wirkt der ernst, mit dem da diskutiert wird, ob man das pamphlet, das persönliche beleidigungen gegen mich, den schreiber der kolumne, enthalte, abdrucken darf und soll, total lustig. weil nämlich das gelinke schon wieder unheimlich aufgeregt ist. ich lach’ mir eins, brülle aber natürlich im ernsthaft.ton in den thread hinein. lach’ mir eins, weil das so lustig ist, was die nacht.geburten, wahrscheinlich die kolumne wieder mal im schwerst.suff elegant herunter geschreddert, erinnere mich nicht genau, an schlimmem ernst nach sich ziehen. nämlich erst der leser.brief, der sich dümmlich ernsthaft mit meinem text auseinandersetzt und dabei versucht, den hirn.ton zu treffen. wiederum dabei aber komplett.schwachsinn erzeugt. im thread geht’s nun sehr ernst darum, ob man oder ob man nicht. merke plötzlich, wie politik mich eigentlich gar nicht mehr interessiert, wenn sie so un.sexy fragt, wo hier nochmal das grundsätzliche prinzip war. mische da dennoch mit, in eben diesem aufgeregt.ton, bin aber so unaufgeregt, dass es wie ein spiel ist. ermahne mich kurz, weil ich schallend lache über den da lesbaren ernst, dass man ja so nicht, und überhaupt, was mir denn einfalle. und doch, denke ich, hast du das hinter dir gelassen. jedenfalls in diesen unaufgeregten momenten.

vorhin auf dem nach.hause.weg von holtenau, auf der hoch.brücke, geht gerade die sonne unter. nebel fällt und es riecht nach feuchter erde. auf dem rad.weg eben hatte meine klingel zwei vielleicht 14.jährige girlies in super.eng.hosen auseinander stieben lassen, die gerade mit kreide ein großes herz auf den asphalt gemalt hatten. im herz: „L & G“ und darunter in dicken, mehrfach nach.gezogenen lettern:
LOVE! als ich dem irgendwie berührt ausweiche, da nicht einfach drüber weg fahren will, kichern die girlies. und als ich schon paar meter weg bin, ruft mir ein girlie hinterher: „hallo, du fettes arsch.loch, willst du uns ficken?“ großes gekichere. und weg sind sie hinter der kurve.


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