14 sonette

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1: red.action

eis.zeit nahend versus blut.sturz.blüten,
den sommer rück.gepfercht in gift’ge spritzen,
dem herz.schlag nach.gefühlt in blatt.fall.mythen,
die mädchen aufgespreitzt auf auto.sitzen ...

immer noch dies gärende gerede,
erntend rede einer roten rebe
am hang noch, schräg aus nassem laub gesponnen,
verlogen, düster und zu harz geronnen.

wo find’ ich wein, wenn nicht in laub aus flaschen?
wer dürstet mich, wenn ihre zunge feucht wird,
wer ist mein brief, versteckt in fleisches taschen?

nichts wird aus tresen.fragen an den wirt,
wenn er nur schenkt aus fässern mir den rausch.
ich schick’ nach pizza und nach frauen.flausch.


2: waggon im wald

lenin auf dem weg nach leningrad,
joyce zum witze.schreiben nach trient,
caesar als tourist an pyramiden
und noch wer wartet auf godots sentenzen.

den schotter auf den schrott.platz zu begrenzen,
fällt schwer, wenn an des mordes märz’gen iden
die bö(r)sen machen ihren sonder.frieden
und einen reim sich auf globalen markt.

der clown trinkt jungen wein, weil er nie pennt,
er wirft den sturz.flug in die schale waag’
und ist nicht mehr als qwertzuiopü.

compiegne: die waffen.ruhe unterschrieben ...
weihnachts sind wir längst zu.haus perdu
und schwärmen von den neuen krieger.lieben.


3: bel(l).ami

„beim walzer.schritt tanzt auch die liebe mit“,
ich hab’, so singt’s, „ein herz aus paprika“.
ich „trink mit ihr tokajer“, anthrazit,
bis „sie sich küssen lässt“ in vanita.

wie sommer noch mal scheint das gräbchen.licht
im ausgezehrten wald der psycho.pilze.
so rot! ich frag’ sie noch mal: liebste, willste?
dann geh’ ich raus aus betten auf die schicht.

den wein im blut, den haken noch im feuer,
mach’ ich mich klar fürs tägliche geschäft.
ich mach’ mich billig, „silbern klingt die heuer“,

und spinn.kokon heißt berstend mein geflecht.
der walzer ist der toten.tanz und leer
ist ihre musch’, wenn ich sie heut’ begehr’.


4: letzte zig im letzten zug

wie? nun was? und gibt es was zu trinken?
geil, zu rauchen auch, ’ne fette tüte?
irr’, ich komm’, muss nur noch lichter winken
und lecken nektar aus ’ner feuchten blüte.

verspätung, klar, ein bisschen fahren noch,
die socken wechseln, weil sie nach mir stinken,
mich senken nochmal in das tiefe loch,
äh, ich meine, ja, jetzt bisschen sinken.

die spaß.not.bremse ziehen und mich meiden?
logisch, klar, geht klar, bin völlig klarer,
bin dampfend schwert in euren schönen scheiden,

bin ausgezehrter depp an mir, ein fahrer
im zug von dings nach da, wo schwirre leiden
mich nähern euch, ich mir und auch uns beiden.


5: laub.frosch.fall

die pfütze ist mir ozean und mehr,
hüpf’ walzer, tangos, foxtrott spritzend rein
und wachse wichsend meinen harten speer
mit harz aus kunst und plastik.tränen.wein.

der bettler spiegelt sich in meiner pfütze,
frisst aus der hand in seinen mund den teer
und kippt sich ordentlich was auf die mütze.
er kennt’s, vom reben.leben diese mär’.

das grüne tier mit rotem herz hat derzeit
keine konjunktur, liegt vielmehr breit
gefahren auf zerfurchter panzer.piste.

wie kakerlak auf anti.aussterb.liste
ist er legion, bin ich, genau, legion,
ein fall für rote revolution.


6: schöne frau

ein augen.licht im spiegel.kerzen.schein,
wir wollen nur noch fakten.fakten.fakten!
wir wollen innen in ihr unser sein
und keinen schücht’ren schmerz von herz.attacken.

oktober sei die zeit des ader.baus,
sagt sie, spielt an auf unsere stenosen,
und füllt - so eng, so nass - uns ihren graus
in unser herz aus ihren preziosen.

sie ist so schön, ein steiler hai.fisch.zahn.
sie ist so scharf wie pfeffer und ’ne waffe.
sie singt auf lippen regel.recht alarm

und schenkt uns regel.blut aus der karaffe
hinein und nochmals ein in uns’re venen.
wir trinken draus und lassen uns beschämen.


7: kunst.kopf.stereo.phonie

it’s highly kunst, dies eingepferchte sehnen.
nach ausdruck geht es wie zu einer nutte.
es klaubt sich stamm noch aus den säge.spänen
und möncht sich ein in eine dichter.kutte.

sensibler hänger auf dem berg der galgen
kippt sich den stoff ein für die tumor.träume.
er presst den letzten atem aus den balgen
und bläst ballon und wind in ihre schäume.

die orgel singt den techno.toten.tanz,
der bücker.bass macht wieder seine runde.
ein nacht.gewicht trägt luzifer als kunde.

der engel bettet ihm die letzte wolke,
spricht einmal noch gebet und macht den glanz
des fett.getropfs so weiß in seine molke.


8: dann morgen wieder

die hoffnung, dass nicht alles heutig ist -
rom an einem tag nicht und so weiter.
die hoffnung, dass nicht alles räudig ist,
wenn auf den hund gekommen ich doch scheiter.

das gift in dosen eingeteilt, erträglich
für die schon zerrütteten gefäße.
nicht an der sklaven.arbeits.front mehr täglich
mehr faules fleisch sich züchten für gesäße.

und nochmal laufen, sputnik um den park.
geflügel fressen, engels.kost autark,
und sich die wunden lecken, blutig nicht mehr.

verbrenne mich nicht mehr am schein der lichter,
kämpf’ meinen kampf jetzt mehr und mehr auf bieder
und sing’s sonett nicht heut’, erst morgen wieder.

lesung


9: nur schrift

bin schrift und bin ge.laden, font, nur schrift.
wer fragt nach mir und wer nach meinem post.script?
der drucker spricht vom (t)error, hoch in türmen.
noch hier, wenn so ein ich sich online trost klickt.

ein zarter wind sein, wenn die irren stürmen,
das will ich, zeichen, sagbares, das schifft
sich ein noch heut’ auf charons schwarzem kahn,
weil feuer.licht sich in die nacht erbricht.

es ist, so trink und rauch ich, nur ein wahn,
nur not.ausgang, nur tür, nur wenn er schippt
das grab, der irre, wie er sich verzückt.

ich bin schon schwarz.auf.weiß, wenn blüten fallen,
bin buch.stab, der mich ritzt und lautes knallen,
ein letztes lob aufs rötlich in sich krallen.


10: die wetter.aussichten für diesen freitag

geht weiter, zeichnet aktien ausgekocht,
spricht sich ins ew’ge ein des untergangs.
er riecht nach einem blut’gen mädchen.loch
und wartet auf das blei des überschwangs.

er sagt, er habe dieses auch und jenes
den schwang’ren wolken ehrlich hin.gegeben.
er spricht, vermutend, dass des nassen regnens
ein ursach sei, ein grund, ein also wegen.

er zehrt noch immer an den trüben tropfen,
bekennt des darmes immer noch verstopfen
und will nun anders sein, heut’ hier und ewig.

sein lauf geht um die runde, sät ein ich,
sagt ja und amen zu dem speer in sich
und schaut begegnend auf des herzes klopfen.


11: fall.obst

dem runzeln des gemüses beim verwesen
zugesehen, wie es nicht mehr ist.
ganz langsam nur noch aschen.falten wehen
aus seinem fahler werdenden gesicht.

die abend.lichter gehen drüber hin,
kreuz.weis’ schatten.gräber zwischen schimmeln.
ein sinnig’ bild für flucht.gefahr von sinn,
wozu die glocken senden jahrmarkts.bimmeln.

die augen der kartoffeln sind schon blind,
gedächtnis.schwund regt sich im broccoli.
und nebel.feucht singt was wie kolibri

ganz zart gezwitschert wie ein letzter wind
aus wunden schnäbeln tief hinein ins moos.
dann fällt ein blatt noch hin in meinen schoß.


12: sonett.online

dies bin ich online noch im text allein.
ich frage nicht nach sonetts schüttrem sinn,
ich bin letztendlich doch der blut‘ge wein
und bin noch immer, wenn ich nicht mehr bin.

dies ist die frage, wenn die bilder zieh‘n,
nach einem sinn von dem und aus den tönen.
wenn wir uns fragen, was denn seitdem schien,
so sagen wir nicht vielmehr als vom töten.

es ist ein bild nur, wie ein blatt gefallen,
ein tod, der ist in unseren dateien,
ein armuts.zeugnis unsrer mause.fallen.

noch einmal singt die nachtigal vom schönen,
fragt nicht nach sonst noch tröstlichem verhöhnen
und will, so schön der augenblick, verweilen.


13: letzt.begrünung

letzt.begrünung hinter sinn und schimmer
hockt mit mir in ihrem hinter.zimmer.
ein sturm im glas, ein hauch nur in der stube,
sind wir uns hure nur und dichter.lude.

wir stürzen uns auf uns in herbstes glimmer
und freuen uns an unserem gewimmer.
wir fallen arm in arm uns in die grube,
sind mond und sonne, dumme und auch kluge.

das dürsten unsrer fragen endlich trocken,
woll‘n wir‘s nicht noch und noch einmal verbocken.
wir fragen also nicht mehr, lassen‘s singen.

das elend auf dem letzten blatt der schwingen
heißt schwarzer tod nicht mehr, doch auch nicht leben.
kein grün, denn im absinth, kann uns vergeben.


14: die gewonnene stunde

die stund’ gewonnen hier im wonne.werk,
das los geworfen zwischen licht.figuren:
sechs aus neun.und.vierzig blinden augen
kullern in das schon geahnte nimmer.

der große wurf vom hohen ross dem zwerg
vor seine füße, augen und auguren.
sex in neun.und.sechzig alten haufen
zwischen tänzerin und letzt.bestimmer.

das glimmen ihres schweiß’ auf nackten schultern,
es war schon feuchter pfand den liebes.schuldnern -
und könnt’ es noch mal sein in letzter stunde?

wir gingen in uns fröhlich aus und ein,
wir wollten, was wir wussten, dennoch sein
und schlichen um uns rund’ um letzte runde.