elegie.3

sinn der sinne nachts

 

das arbeitstier, der hellen nacht verpflichtet,

insektenfleiß mit zangen, eilig kriechend,

damit das rad sich dreht, und stets verrichtet

das kräfteparallelogramm - selbst siechend.

der esel schleppt, die grauen ochsen ziehen.

sie sind gekauft und nicht mehr nur geliehen.

 

es riecht an seinen poren einen schweiß,

es hört in seinen därmen schwarzes stöhnen,

es spürt am joch das zerrende geheiß,

es sieht in seinem peiniger den schönen,

es schmeckt in seiner kehle süßen fleiß.

sein sechster sinn, ein leichentuch, ist weiß.

 

geräusche der gerüche. zungen tasten

an den augen. ohrenfinger lecken

gierig, wenn die gaumennasen fasten,

um stillster nächte lichter noch zu schmecken.

es gilt zu eilen, keinesfalls zu hasten,

bis die sinne still in särgen rasten.

 

nacht ist deine saure, lichte hoffnung,

wenn wunder leib verrenkt sich arglos bitter.

ein morgenrot, das ende der verstopfung,

entfährt vor tag dem eisenfleisch der ritter.

die morgensterne kreisen, axt fährt nieder

und schneidet in die toten ihre lieder.

 

der tiefe sinn vom nie, die nied'ren sinne,

die niedertracht der trächtigen geburten,

das sind die augen deiner heis'ren stimme.

arme, beine, zehen, finger gurrten

ins ohrenfleisch dir einen hieb von vers,

der monsterhaft bekennt sich zum komMERz.

 

das ist die losung der vom leib entsinnten,

die verloren ihren sinnenschmerz,

die verachten ihrer sehnsucht finten

und auf den lippen schmecken jenen scherz,

der trostlos ist, doch ohne jede not

erkennt vom sinn erlöstes nachtgebot.

 

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