Sa, 27.3.10 (Mo, 29.3.10, 9:04): Traumbaukran

Hinterherherherhinkend die doch noch Fortführung des di.gi.ariums:

Hatte morgens einen surrealen Traum von einem Material, eine Art Knete, das Traum in Wirklichkeiten verwandelt. Quälend dabei die verspätete Morgenerektionserkenntnis des ehemaligen Physikstudenten, dass das zirkelschlüssige Probleme der Chaostheorie aufwürfe. Das weiß ich noch im Traum. Lilly weckt mich, ich erzähle ihr sofort den Traum (nehme ihn dabei als Sprachmemo auf dem iPhone auf – wird hier baldmöglichst verschriftet nachgeliefert), sie findet ihn “kewl”. Ich auch. Dann erzählt sie mir ihren Traum. Seltsame Ähnlichkeiten.

Abends Kurzfilmprogramm der Augenweide. In all meiner Wut über das ewig Gleiche der Wiederholungen sticht ein Musikvideo von Christian Mertens zum Song “Baukran” von Niels Frevert heraus. Es zeigt mich beim nicht Springen, quasi als Bademeister der Texte. Findet sich im Netz wie hier:



Und ich schreibe darüber in infomedia-sh.de:

Musikvideos geben durch ihren genau definierten Verwertungszusammenhang zwar ein versatzstückhaftes Repertoire an filmischen Gestaltungsmitteln vor, gleichzeitig erweisen sie sich aber immer wieder als sehr offenes, experimentierfreudiges, wenn nicht sogar experimentierpflichtiges Genre. Zumal, wenn es sich der Liedermacher wie in Niels Freverts Song “Baukran” sogar verbittet, ins Bild zu kommen. Christian Mertens ist ein erfahrener Werbefilmer, dort verdient er (zur Zeit noch) sein Brot. “Baukran” dagegen, so sagt er, war ihm “eine Herzensangelegenheit”, weil ihn der Song, “obwohl ich den Text bis heute nicht genau verstehe, sehr berührt” hatte. Lange musste er mit Frevert und dessen Label Tapeterecords ringen, um den Song “verfilmen” zu dürfen. Frevert verwarf immer wieder Mertens’ Ideen, ließ ihm dann aber ganz freie Hand. “Mit geschlossenen Augen und Flattern in den Armen steh’ ich in der Gegend, alle Lichter an, auf Füßen aus Beton, wie ein Baukran”, betextet Frevert eine Situation des Zauderns, der Angst davor, einen notwendigen Schritt zu tun. Mertens erzählt dazu die Geschichte eines Jungen, der sich vor dem ersten Sprung vom Drei-Meter-Brett im Schwimmbad fürchtet, ihn sogar scheut, um dann doch noch zu springen … Von der Umkleidekabine, wo ihn die anderen Jungen anfeuern, über den Horror der Höhe auf dem Sprungturm, die Hänseleien beim Verweigern des Sprungs bis zum befreienden Eintauchen ins neue Nass hat Mertens alle Schattierungen dieser “Mutprobe” eingefangen – in die Furcht vor dem Sprung quälend dehnender Zeitlupe, in vorwiegend Nah- und Großaufnahmen, die zuweilen fast surreal anmuten. Entstanden ist eine filmische Metapher über einen Augenblick der Selbstüberwindung, in magischen Bildern, die bis in die minutiöse Farbgestaltung hinein den Song hochgespannt, ja packend – eben nicht nur – illustrieren.

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