So, 14.2.10 (Mo, 15.2.10, 0:09): Filme streifen

Der Wunsch, die Tage, wie sie so fließen, festzuhalten, alles zu webcamen und immer ein Band mitlaufen zu haben (und zu knüpfen), das alles aufzeichnet. Weil nämlich viel passiert in den Gesprächen und der Notizblock dann doch immer vom Sofa aus ein Zimmer zu weit unter Bergen von Papier liegt oder gerade kein Stift auffindbar ist. So wäre auch nicht verschwunden, was Lilly zu “Requiem” sagte, ganz plötzlich, während wir den Film schauen. Sie drückt auf die Stopp-Taste und sagt etwas, was sofort hätte notiert werden müssen. Nicht nur weil es auf den Punkt genau, beinahe aphoristisch schlau ist, auch weil es als Ausgangspunkt für weiteren Text, ihren Gedanken hemmungslos klauend, hätte dienen können. Nun aber nicht mehr zitierbar, weil nicht mehr erinnerlich wegen des Streifens der Filme danach.

Begonnen hatten wir den Heimkinotag mit “Der Exorzist – Director’s Cut”, nachdem wir über “Herr der Ringe – Die Gefährten” gestern ins Traummärchenland (oder auch Märchentraumland oder auch Landtraummärchen) entschlafen waren. Die gute Wahrnehmung von Kunst ist die beiläufige, unkonzentrierte, kinoschläfrige, weil darin die Assoziationen wuchern. Ich träume von einem Schiff, auf dem Kulinarisches mit Kunst in sechs Gängen verbunden wird und wovon ich feuilletonistisch berichten soll (Block also immer am Mann). Erster Clou: Man muss an Bord schwimmen, der Dampfer liegt auf Reede in der Förde. Paar Meter nur, aber trotzdem eiskalt aus dem Wasser gefischt. Dann seltsame Spezereien zu noch seltsamerer Kunst. Seltsam mag ich ja. Werde allerdings als “nicht normaler Zuschauer” gleich noch als Smutje eingemeindet (investigative Recherche, “embeddet”), der den Müll aus der Küche in die Bilge zu entleeren hat. Lerneffekte. Und Irrungen und Wirrungen in den Tiefen des Schiffsrumpfs, wo Meerjungfrauen “feucht” sind.

Im “Exorzist” dann die Fragen, was Psychowissenschaft kann oder nicht, und nach dem Übernatürlichen, was so kreatürlich daherkommt. Lilly anschauen, wie sie das anschaut und erschauert. Ihr Profil voller Ernst. Danach “Requiem”, Schmids farbblasse Bilder, fast schon ein in Schwarzweiß entrückter Film über den Terror des Glaubens, doch nicht (noch terroristischeren) Wissens. Hernach nach Speisung der Mäuse und Menschen und deren Mäulchen (auch mit Küssen, zart, weil Lillys Nase entzündet schmerzt) Spike Jonzes “Adaption” (Drehbuch: Charlie Kaufman), der die Dialektik und “Double-Boundness” des Erzählens auf “einsame Spitze” treibt. Ich schreib’ nur: Orchideen(fächer)! Wir streifen durch den Film, weil Lilly ihn stellenweise langweilig findet. Halbe Filme bestechen dadurch, dass man sie nicht ganz sehen muss. Und das ist gut so.

Draußen wird es dunkel, soweit es im das Restlicht kristallen fokussierenden Schneetreiben überhaupt dunkel werden kann. Eben noch los, Post wegzubringen und bei der Tanke die Mineralwasservorräte (sic!) aufzufüllen. Durch den Schnee auf kohlensauer genässten Füßen. Verpasst, wie geplant, die Faller-Häuschen-Häuslichkeit in H0 im Modelleisenbahnshopschaufenster zu fotografieren. Hätte gepasst, aber einfach vergessen.

Lillys Frühabendkuschelschlaf mit mir, dem “Schnäufer” (das Wort sagt sie so sanft und liebesam, dass es mich zu fast Tränen rührt).

Wieder wach Wiederholung von Münster-Tatort von 2003 auf WDR, zwanziguhrfünfzehn, wo in “Mörderspiele” auch wieder ein Drehbuchautor nichts an Abgefahrenheit ausgelassen hat. Nicht zuende, Lilly schläfert. Gucken wir morgen, ist auf Festplatte.

Ich dann noch durch die Nacht mit allerlei Berlinale-Kram. Erste Rezi von dakro eingestellt. Dann noch allerlei Kosmetisches an den infomedia-Seiten gebastelt, während die Berlinale in den Äther spurt. Seit Jahren erstmals nicht da, sondern nur Medienmachoechomacher. Geil. Freilich erinnert an das Berliner Hotelzimmer im letzten Jahr mit dem nur sporadisch funktionierenden WLAN, dem manischen Schreiben nachts, den Filmen nacheifernd, immer auf der falschen Seite der Leinwand, viel hartem Alkohol und noch mehr Zigaretten und sowieso ganztägig bekifft, um das große Kino klein genug zu machen, dass es in meinen Kopf und meine Tasten passte (vgl. etwa diese Rezi … oder auch jene).

Wie hieß es in erster, als mich der Glimmer des Glamours für einen Moment hatte nüchtern werden lassen, bevor ich mir nach noch einem Joint und Netz-Girlies, als das WLAN plötzlich wieder da war, unordentlich “einen von der Palme gewedelt” hatte im liebesverlassenen Hotelzimmer?: “eine Studie über Innenwelten, die es in einer Welt sich globalisierender Topoi zunehmend schwer haben, zu sich zu kommen und gleichzeitig außer sich zu geraten”.

Quod erat demonstrandum – vom Kunstmonster 😉

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