Mi, 7.7.10 (Do, 8.7.10, 4:43): Wolkendecke

Unzufriedener Tag, nicht nur wegen der fortgesetzten Arhythmie. Wurschtele mich durch die Lebensart-Termin-Vorschauen für August, ärgere mich immer wieder über das pressemitteilungsmäßige Unvermögen der Veranstalter, die trotz mehrfacher Ermahnung immer wieder den selben, nur schwer verarbeitbaren Datenwust liefern. Stunde um Stunde bringt man damit hin, deren Fehler zu korrigieren – für läppisches Honorar.

Naja.

Dann nachts Scan der neuesten KN-Ausgabe im Netz, wo ich mich wieder ärgern darf über die Unaufmerksamkeiten der Kollegen an den Redaktionstischen. Wie sie kürzen, rumeiern, besinnungslos, ohne jedes Gefühl für die Dramaturgie eines Textes. Wie sie Absprachen nicht einhalten. Wie sie nicht merken, was man wie mit einem Artikel gewollt hat. Einfach nur ihren Dienst tun, ohne Feingefühl für Worte und Fakten, taub für die inszenierten Zwischentöne. Na, egal, ist ja nichts Neues.

Naja.

Seltsamerweise bin ich auch anders als sonst von der Fußballarie gepestet. Zunächst begeistert vom Final-Aus der deutschen Mannschaft, freudig, dass den Dumpftrötern darob ihre Instrumente verstummen, dass nicht gehupt und autogekorsot wird, fahnenflatterhaft, fehlt mir mit einem Mal der Feind. Und auch irgendwie gerührt, wie Bubi Lahm im Jetzt-gleich-danach-Interview mit den Tränen kämpft. Plötzlich den unerhörten Gedanken gefasst, dass auch Ballkünstler geknickt sein dürfen, wenn ein Werk misslingt.

Naja.

Und schon irgendwie drückend, die plötzlich sehr stille, enttäuschte Nacht. Wie die Fans sich trollen, Gebeutelte. Darüber nachgedacht, wie Sport Stimmung ist. Auch wissend, dass die doofen Deutschen wiederum so schlau wie schon beim “Sommermärchen” 2006 sind, dass sie ihr Nationalgetümel vergleichsweise zart inszenieren. Gar nicht schlimm, eher sportlich. Dass Schwarz-Rot-Senf in den Fenstern mich stört, muss ja nichts heißen, ist auch nur so eine Marotte – meine.

Und wie sich dann noch der Sommerhimmel, von mir ja ähnlich missgünstig betrachtet wie das bedeutschungsvolle Fahnenmeer, wolkenbedeckt. Der Tag kommt, schüchtern, melancholisch, übersommert.

Unzufrieden, genervt davon, dass ich das traurig finde, weil ich ab und an was traurig finden möchte, mir dazu berserkerhaft die Ursache suche, den Stoff, aus dem die Trauer ist. Schaue in den Himmel, im Rentnerbalkonsessel sitzend, rauchend. Also zernichtend. Bin ganz dürr, weil ich so fette. Weil dies ewig Arbeitseingesetzte auch nie verschwindet.

Naja.

Der Tag immer als Endgültiges, morgen wird alles anders, obwohl man es nächtlings doch seit Monaten, Jahren, wenn nicht (mindestens) einem Jahrzehnt besser weiß. Kleines Silberdings am Horizontallerdings: Telefon mit Lilly. Gleichwohl, küssend, umarmend durch den Äther, untröstlich, einsam wolkenbedeckt, pseudopoetische Rauchwölkchen wie diese hier aussendend.

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