Mi, 3.2.10 (Do, 4.2.10, 17:14): Dopp[el/ler]effekt

Nach dem Modus “TEXT über TEXT” nun auch Kunst über Kunst. In der Kunsthalle in der Ausstellung “Dopplereffekt. Bilder in Kunst und Wissenschaft” (vgl. NDR-Beitrag darüber).

Einfach nur Wahrnehmen ist nicht. Ich möchte gewissermaßen produktiv wahrnehmen. Knippse mit dem iPhone herum, wie ambitionierte Amateure es tun. Hinterher wirkt das wie Kunst. Allerdings nur, weil das Abgebildete schon Kunst ist. Ein Doppelungs- und Doppler-Effekt, annalog zu letzterem verschieben sich die “Frequenzen” bei Annäherung und Entfernung des betrachteten (Kunst-) Gegenstands. Wieder das Paradigma: “Je näher man etwas ansieht, desto ferner blickt es zurück.” Deshalb braucht es das Distanzmedium zwischen Betrachter und Kunstwerk, damit man nicht zu nah dran ist. Eine Art Unschärferelation der Betrachtung.

Oder, indem ich eine Metaebene dazwischenschalte, etwa aus dem ruhenden Bild bewegtes mache. Das um die Skulptur herum Gehen. Bei Boris Hars-Tschachotins Arbeit “Lurch” ist das nochmals eine Doppelung, denn in der Ausstellung ist sowohl sein Kurzfilm “Lurch” (2000) zu sehen als auch das Setting aus dem Film als Skulptur aufgebaut. Aus letzterer mache ich wieder einen Film, der die Bewegung der Kamera um die Skulptur herum zeigt.



Hars-Tschachotins Film war schon mal in Berlin im Theatrum naturae et artis zu sehen. Dazu heißt es dort:

Ein ungewöhnlicher Kurzfilm erwartet die Besucher des Martin-Gropius-Baus ab dem 10. Dezember (2000): LURCH ist der erste Spielfilm, der in der – für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen – Reptilien-Sammlung des Berliner Naturkundemuseums gedreht werden durfte.

Die Zeit scheint stillzustehen an diesem bizarren Ort. In den labyrinthartigen Gängen ruhen die Überreste des Forschereifers vergangener Jahrhunderte: Tausende von Schlangen, Fröschen und Lurchen, für die Ewigkeit eingelegt in Alkohol. Hier bekommt der Arbeitslose Kuno Neiff (Chajim Koenigshofen) die groteske Sisyphus-Aufgabe, in den unzähligen Gläsern den ständig verdunstenden Alkohol nachzufüllen. Sein Ekel weicht, als sich durch ein Missgeschick der Inhalt eines der Gefäße über ihn ergießt. Neiff entdeckt, dass den Flüssigkeiten feine Bouquets innewohnen. Von nun an probiert er sich quer durch die Sammlung und führt akribisch Buch über die Aromen von Fröschen und Lurchen. Er beginnt, die Rufe der Reptilien zu hören, mehr und mehr zieht ihn die Sammlung in ihren Bann – bis Neiff schließlich selbst ein unsterblicher Teil von ihr wird.

LURCH ist das Debüt des jungen Berliner Filmemachers und Absolventen der Humboldt-Universität Boris Hars-Tschachotin. Als Darsteller konnte der Regisseur die renommierten Schauspieler Chajim Koenigshofen und Hans-Michael Rehberg gewinnen.

Unklar, welches Erkenntnisinteresse ich bei der Verfertigung dieses Beobachtungsprotokolls habe. Versuche, noch Querbezüge zu anderen Arbeiten der Ausstellung herzustellen. Wobei die Filmaufnahmen und die eingeklickten Fotos eher dadurch ausgewählt sind, dass die “gut aussehen”, als dass hier irgendetwas dokumentiert wird. Vielleicht höchstens mein Blick darauf. Der etwas “Schräges”, Skizzenhaftes haben soll, damit Verfremdung entsteht, Kunst. Das ist recht dümmlich, macht aber Spaß.

Im übrigen ist es mein normaler Feuilleton-Modus, mit dem ich Kunst in einem wiederum mit künstlerischen Gestaltungsmitteln arbeitenden Text beschreibe.

Lilly hat in der Antikensammlung eine Idee zu einem Foto, das diesen Dopp[el/ler]effekt der Betrachtungsbegegnung mit und Bewegung zwischen Kunst treffend spiegelt. Natürlich darf dabei an Michelangelo und die Sixtinische Kapelle gedacht werden 😉

Und 2 Variationen:

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