So, 24.1.10 (Mo, 25.1.10, 4:48): Unter(m Schreibtisch)bewusstsein

Durch die fortgesetzte Zeitverschiebung beim Schlaf ist mein UBW offenbar gegen Mittag hochaktiv und verrichtet Traumarbeit. Oder es liegt am Schlafplatz auf der Tagesmatratze am Boden des Arbeitszimmers unterm Schreibtisch, wo die Lüfter der Macs surren.

Gegen 14.30 Uhr erneut wie schon gestern aus einem lebendig bildhaften Traum aufgewacht. Die Szenerie ist mir allerdings als schon oft geträumte bekannt: Ich mache verspätet (zeit- und generationenverschoben) nochmal Abitur, muss mich dabei aber nicht anstrengen, weil ich im Traum weiß, dass ich neben dem Abitur ja längst einen Hochschulabschluss in der Tasche habe. Also eine Art “Feuerzangenbowlen”-Szenario, Meyer mit E-Y statt Pfeiffer mit drei F ;-). Dennoch das (quälende) Motiv erneuter (und immer währender) Prüfungssituation. Aus dem Hochzeitsszenario von gestern übernimmt der Traum das Motiv einer Art Abschlussfeier: In ein und demselben Feierstundenhotel treffen ein Jahrgang, der sein 25-jähriges Abitur feiert, und ein Jahrgang frischer Abiturienten aufeinander. Ich bin Mitglied beider, muss also “auf zwei Hochzeiten tanzen”. Zwischen den Stühlen, statt auf den Tischen. (Könnte man zu einer komödiantischen Kurzfilmidee ausbauen …)

Ich halte erneut eine Rede mit etwa folgendem Wortlaut: “die operettensoldaten der revolution von gestern eilen den operettensoldaten der revolution von morgen zu hilfe (oder fallen ihnen in den schwertarm). was raten die verspäteteten den frühreifen? ))wie rät ein untergang dem nächsten?(( wo berührt sich das kreislaufend? wir sind die großväter unserer söhne, sie die enkel unserer väter.” Im Aufwachen, das statt Beifalls geschieht, ist mir der Wortlaut noch erinnerlich. Sofort ins offen gehaltene Word-Fenster notiert.

Auffallend: Die mittags geträumten Träume sind realer als die mitternachts, aber auch „philosophischer“, verschwiemelter, in Rätseln redend, als betreibe der Traum eine Art Denksport.

Dann traumlos weitergeschlafen bis gegen 17 Uhr. Draußen ist es schon wieder dämmerdunkel, und die Rättlein sind aktiv. Sie durchmessen den Käfig auf verschiedenen, immer wieder abgewandelten Pfaden, als wollten sie alle Wege ausprobieren, die vom Häuschen zum Fressnapf und zurück führen. Nähert man sich dem Gitter, nähern sie sich interessiert schnuppernd von der anderen Seite, inzwischen offenbar furchtlos. Durchs Türchen hingehaltene Finger nutzen sie als Leiter oder nagen daran – zart schabend bis zudringlich knabbernd. Beiderseitige Verhaltensstudien, dem UBW unterm Schreibtisch nicht unähnlich.

Passend dazu auch die Verfilmung von Kunderas “Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins”, die mir Lilly zeigt, den Film immer wieder anhält, um mir zu erläutern, um wieviel differenzierter die Seelenverwandschaftsverwicklungen und dialektischen Figurenkonstellationen in der Romanvorlage geschildert werden. (Ich denke: “der film als das traumverschlüsselte bild des romans, die schrift unter dem schreibtisch.” Später noch:

“der traum als die herz-hirn-schranke, brückenkopf der operettensoldateska, die metaphern-schatzend durch die gefilde zieht.”)

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