chiff | rien 2

2: der norden ruft nicht an, er spricht auf den anrufbeantworter

arbeitshypothese | keywords: seltsam einsilbig bleiben die (nordischen) komponisten, als ihnen die moderatorin der podiumsdiskussion die suggestivfrage stellt, ob „andere traditionen (die volksmusikalischeren skandinavischen) andere freiheiten?“ bieten. natürlich nicht, weil niemand hier tradition macht. oder eben alle, romantelnd. natürlich doch, weil freiheit immer auch eine frage eben jenes GEFÄNGNISSES dessen ist, dem wir die gitter der notwendigen BESCHRÄNKUNG schmieden.

blau-rot-verschoben ist die schranke in ivo nilssons „Doppler Wobbler“. in der uraufführung wobbelt es so sehr wie bei einem handy-telefonat, das ob netzbrüchen abgehackt ist. zu viel antwort auf zu sehr gestellte frage nach zu viel von kopernikens „harmonices mundi“. fagott und viola im dialog wie auch bei motz die tiefen bläser. nur hier – um es ganz böse zu sagen – ein silbereisen als st. florians-prinzip. volksmusik auf hohem niveau? oder klangprinzip, organisiert nach einem modus, der für klang nicht war, außer man irrte wie kopernikus über die harmonien der welt? gleichwohl: mich macht’s an, bevor es mich ausmacht. überhaupt doppler-effekt: was sich annähert, klingt zu hoch, was sich entfernt, zu tief – prinzip meiner lyrik, die immer „untuned“ klingt. inmitten der zug in der bewegung des snapshots, allein dort, also hier, echtklingend.

((nach dem konzert kurzgespräch mit ECKERT. er ist empört. ich nicht, aber ich bin ja auch verspätromantiker, er nicht. beide haben wir NATURWISSENSCHAFT und MATHEMATIK und KOPERNIKUS studiert, bevor wir die musikalische kopernikanische wende vollzogen. ich ziehe den flachen hut, darunter mein haupthaar, grau, seines bleibt schwarz und jünglingsgelockt.))

3: the learning out of lärm

arbeitshypothese | keywords: band of unbändig brothers, nee, sistas! DADAs glöcknerinnen, so archaisch, wie BRUITISMUS à la russolo und der anderen futuristen immer schon war. eine insofern nicht als nachholend wahrnehmbare revolution, als diese uns nur nicht mehr bekannt ist.

erstaunensreaktion, hellwach, obwohl ermüdet, nach 20 von 45 minuten gleichwohl eingeschläfert. angenehmer schlummer freilich, weil der schlaf der vernunft à la goya so wunderlich angezettelt ist, dass man eher die elektronik, die derlei erzeugt, zu begreifen und „anzutasten“ versucht ist, als den klang selbst. der ist wild, ein ungestümen, ein wirbel, dessen orkantiefdruckzentrum, den zyklon, man mitmachen muss, um ihn zu verstehen. überforderung – und eben die mögen wir. SPUNK machen nichts richtig und daher alles kreativ falsch umso richtiger. das norwegische quartett sendet auf einer silbenfrequenz, die überall übersteuert ist, die geDICHTliche interferenzen hervorruft, die alles kann im scheinbar nichtskönnen chaotischer klänge. 45 minuten RAW. 45 minuten STEW. 45 minuten bewusster (weiblicher) ignoranz gegenüber allem männchenkleinkleinalleinenden formungswillen. unbillig, unwirsch, und also schärfst geschärft.

Dieser Beitrag wurde unter chiffren, journaille, lyra larynga veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu chiff | rien 2

  1. Pingback: chiff | rien 3 | schwungkunst.blog

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.