Mi, 20.1.10 (Do, 21.1.10, 6:55): zeitzahm

Aus der Zeit und damit der Welt gefallen. So unser beider Empfinden, die fortgesetzt so nachtaktiv sind wie die Rättlein. Das Empfinden der Zeit: Leerläufe, tote Zeit, Dämmerperioden. Gespräche. Zeit kann man nicht planen, sie läuft in ihr Häuschen, häuft darin kuschliges Heu. Sie kuscht, weicht aus, nicht ab. Ist sie zuende, wenn man tot ist? Oder ist sie tot, wenn man zwischen Anfang und “Ende neu” (Einstürzende Neubauten) in der Fuge des Niemandslandes verharrt? Überlegungen. Gemeinsam, zweisam, zeitsam, zeitzahm.

Keine Zeit für Kunst, denn die Kunst ist eine Zeitformfrage, ein gedachtes Futur Zwei. Ein Gewesenes in der Zukunft. Kunst kommt vom Werden. Geworden, fertig, ist sie keine Kunst mehr. Keine Kunst für Zeit … ihre Ewigkeitsansprüche und -projektionen. Poesie als Projektil, noch im Lauf …

Unwillig ein Konzert der Afro Cuban Jazzband angehört und dann im Artikel darüber nachgedacht, was Zeitverlauf, das Medium der Musik, für das Musikstück selbst, den “Track”, einerseits und seine Einordnung in einen historischen und damit zeitlichen Kontext andererseits bedeutet. Was rät die Gegenwart der Vergangenheit? Kann man aus Zukunft lernen? Natürlich viel zu philosophisch für eine Jazzkonzertrezension. Aber was soll’s? Was anderes fällt mir dazu nicht ein.

Das Nick(erch)en der Rhythmen, Stolpern der Synkopen. Asynchronizität.

Zahm werden ob solchen Verlaufs. Wir sitzen vor dem Rattenkäfig und beobachten die Näschen, wie sie sich rasch entlang der Gitter und durch die Schlupflöcher schlängeln. Sie beschnuppern die hingegebene Hand, wobei sich die Rättlein dehnen, ganz lang machen, mit den Hinterläufen noch im geschützten Raum des Eben, das Sicherheit bietet, weil es fluchtrevolutionär das Gleich sein kann. Inmitten das Tier, bebend vor Aufregung und Neugier.

Erst wenn wir so zahm werden, haben wir Zeit.

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