Fr, 15.1.10 (Sa, 16.1.10, 5:50): Besser geht’s nicht als normal

In “Equus – Blinde Pferde” nach dem Theaterstück von Peter Shaffer, heute geschaut, will der Psychiater nicht mehr gesundbeten, nicht mehr “huldigen dem Gott der Gesundheit und des Normalen”. Die alte Frage danach, was eigentlich ver-rückt, ob nicht das Normale lediglich ein Abbauprodukt von Leidenschaft, Wahnsinn und ähnlich Ekstatisch-Extremem sei.

Auch in “Besser geht’s nicht” (“As Good as It Gets”), dort komödienhaft kassibert, sind die “Schrägen” die eigentlich Menschlichen, zeigt sich also das Normale eher als abgespeckte OEM-Version des Betriebssystems Leben.

Vertraute Gedanken, fast schon Allgemeinplatzpatronen, und immer hart am Rande einer posenhaften Selbstinszenierung, auf keinen Fall “normal” sein zu wollen. Sondern ausgefallen, aus der Welt herausgefallen. Wie etwa der weiter mit Lilly einträchtig zelebrierte ausgefallene Nachtschlaf, dessen Beginn sich mehr und mehr in den schon nicht mehr so frühen Morgen verschiebt. Anflüge von Kreativitätsschüben ab ca. 5 Uhr, dafür um 17 Uhr eine in Dämmer versetzende Müdigkeit. Ein ganz normaler 12-Stunden-Rhythmus also, nur ver-rückt.

Ver-rückt: der ganz normale Schneeschuhpfad bei der Heimkehr

Wogegen nichts einzuwenden wäre, ginge es nicht auch darum, Liebe und Kunst in einem “normalen” Leben überdauerungsfähig zu verankern. Doch so normale Tätigkeiten wie Kochen (7 kg Grünkohl heute für morgen) fallen schwer, zeitlupen, wenn ich rührend vor dem Topf stehe (was eventuell rührend ausschaut): Und zudem etwas lustlos, was solche Pflege der Welt und ihrer Kontakte betrifft. Würde lieber noch tiefer aus ihr herausfallen, wissend, dass das nichts einfacher, sondern schwieriger machen würde.

Tausendmal so gedacht und gemacht, also eigentlich ganz normal hier – für den Fortgang des Projekts di.gi.arium2010. Die erste Krisis des gezwungen fortwährenden Schreibens ergab sich 2000 auch schon auf der Hälfte des ersten Zwölftels. Und wiederholte sich dann stetig. Darauf muss ich mich einlassen. So ein Projekt funzt nicht “normal”. Genügsam mit diesem Gedanken ins Bett, leicht irr grinsend (weil an Arno Schmidt und das “Wiehern des Gehirntiers” denkend).

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