Mo, 4.1.10 (Di, 5.1.10, 4:51): Gemütlich

Auf schon gegen Mittag, noch hell. Aufbruch, um Arbeitsmaterialien abzuholen. Unter den ausgekühlten Füßen das Geräusch des Schnees. Man hätte es aufnehmen können – leider versäumt. Auf dem Rückweg angewandelt und in die neue Jacke vermummt plötzlich ein Gefühl von Gemütlichkeit. Der Tag kann kommen (und gehen), wir werden an Tasten antastbar sein.

Am Nachmittag die angenehme Vorstellung, das Haus heute nicht mehr zu verlassen (allenfalls die Wohnung, um Verrichtungen wie Müll runter Bringen vorzunehmen). Die Heizung angestellt, Lilly hat aufgeräumt. Essen auf mikrogewellten Krücken. Das kommode Provisorium des Campens. Und nebeneinander arbeiten, ein jedes an seinen Tasten. Hier an den still surrenden Macs das Dies & Das wie Rechnungen schreiben, am “Steuer machen!”-PostIt, der seit sechs Monaten am linken Bildschirm haftet, zärtlich zutzeln. Keine Ruder rumreißen, eher die Pinne auf Kurs halten. Kurs Ost.

Frühabends das aufbrüchig, schneetrittig geholte Arbeitsmaterial anschauen und darüber schreiben. Lustlos gemütlich. Späterabends Filme gucken: Woody Allen: “Der Stadtneurotiker” und “Manhattan”. Die Melancholie des Humors, der Humor der Melancholie. Alles Fragen der Flüssigkeitshaushalte von Körpersäften (Gehirn-Liquor).

Utopisch-romantischer Plan, nach New York zu reisen und im Central Park mit (geil) gespitzten Stiften auf dem bräutlichen Weiß von Notizblöcken (oder leerer Word-Fenster) zu tagen und zu nächtigen. Was soll Paris, London, Wien, Venedig? Downtown! Wie es cinemascopet in den Szenen auf dem Balkon, derselbe in “Stadtneurotiker” und “Manhattan”.

Nach Anzeigen-InDesign dann nächtlich die Links zu den di.gi.ariums-Geburtstagen (und Fortsetzung “joint@venture”) zusammengeklickt:

www.schwungkunst.de/hyper/hype000104.html
www.schwungkunst.de/joint/2001_01.html
www.schwungkunst.de/joint/2003_01.html

Wie war man da drauf gewesen, jeweils durch Jahre getrennt (und (un)verbunden)? Der Text ist mein Hirte, stiefelt wanderstäbelnd hinein aus dem Je ins Jetzt.

Ach …

… sagen und dabei nicht lügen. Die Revue der Lebensjahre, gemütlich Passiertes. Blinde, opake Senkbleie in die Vergangenheit. Sich wiedererkennen und dennoch fremd sein. Gedanke: Das Schreiben ist ein Prozess positiver, weil produktiver Entfremdung. Lilly macht ein erzähltheoretisches Organigramm zur Illustration der Unterschiede von erzählter und Erzählzeit. Nachdenken darüber, wo sich da dies di.gi.arium im Fluss seiner Unterbrechungen und Fortsetzungen einordnen würde. Ist das hier überhaupt Roman? Ich denke schon.

Mit viel gemütlich glühendem Wein in den nahenden Morgen getippt. “Trunken ward ich stets und lüstern”, weht ein Selbstzitat aus einem auf den Festplatten nicht mehr auffindbaren, dennoch plastisch erinnerten Gedicht herüber.

Gemütlich jetzt in die Kissen und Küsse gekuschelt.

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