Die (M)DNA der Disco

Madonna: MDNA (Interscope/Universal)

Wir kennen die Vision aus den frühen 90ern, was passiert, wenn man DNA in einem bernversteinten Saurier-Ei findet und daraus die Wiedergeburt solcher ausgestorbenen Spezies in einem „Jurassic Park“ züchtet. Nicht minder haben wir schon mal (das assoziativ naheliegende) MDMA genommen, wenn nicht als Substanz, dann damals, noch davor in den 80ern, von Madonnas „Immaculate“ Mutterbrüsten eingesogen, immer schon ein Faible für Pop-MILFs (wir sagen bewusst nicht: -Saurier) habend.

Jedoch zeugt die ewige Klon-Replikation einer inzwischen prähistorischen Disco- und Dancefloor-DNA aufgrund zu geringer genetischer Diversität inzestuöse Monster. Schon bei „Jurassic Park III“ war das trotz des ehedem ja mal genialen Unterfangens das Problem des Sequels: Es nutzt sich ab, die Urzeit-Echsen werden zunehmend roboterhaft, was ja noch Sinn hätte, wenn man die traute Rave-Vergangenheit in solche einer „Star Wars“-Saga, Episode/Generation X transformierte. All das aber gelingt Ma Donna Ciccone nicht auf ihrem nunmehr das Dutzend voll machenden (besser: endgültig entleerenden) neuesten Studio-Album.

Das muss gerade Saurier schmerzen („I don’t think you know what pain is …“), deren DNA einst, spät-pubertierend von Madonna programmiert wurde. Ohnehin hatten erstere bei letzterer immer nur die Illusion, dass die Verhältnisse zum Tanzbaren zu bringen wären, begriffen den Dancefloor mit all seinen aerotisch gepimpten Kostümierungen und Masken als das, was Verheißung (und dadurch ganz großes Sound-Kino) war, indem es höchst artifiziell inszeniert war, sein Illusionistisches nie verhehlte.


madonna/brandt: die trauer der DNArbeit (aus „MERz.Monstrum“, S. 72 (ögyr, 1991))

Was ist auf „MDNA“ davon übrig? Ein meist dumpf stampfender Nachhall, eine der schlimmsten, weil flachsten Varianten des Dancefloors (wenn es den überhaupt noch gäbe). Indes, auch in der Degeneration seiner DNA schwingt bei der Jurassic-Disco, die Madonna noch bis zu den „Confessions On A Dance Floor“ nie so wenig mehr war als hier, noch immer ein Echo des ursprünglichen genetischen Codes. Und vielleicht macht nur seine nunmehr allzu leichte Entzifferbarkeit das Ungemach.

Dabei geht es mit „Girl Gone Wild“, dessen Intro so – ja, wirklich! – süß an „Sorry“ von den „Confessions“ erinnert (wo sie ja noch höchst gewandt die alte ABBA-DNA repliziert hatte), recht hoffnungsvoll los. Aber dann geht mit der Dame of Pop der bad-girlie-geliftete Klon durch. Immer noch so, dass man sich in ihn verlieben würde, hätte man derlei Revivals nicht schon zu oft müden Mitzuck-Fußes verabschiedet, noch ein letztes Mal „Forgive me!“ murmelnd. Drei Tracks später „turnt“ man das „radio“ nur noch down statt „up“ – es gleicht zu sehr der DNA der Radio-Rotation und ihrer wohlfeilen Jingles wie in „Give Me All Your Luvin“.

Mona Lisa Madonna is dead – gerade noch nicht im „Masterpiece“, das seltsam an ihre ganz alten „Immaculate“-Zeiten erinnert (wie auch das ungebrochen betörende „Fallin Free“). Drum legen wir – traurig – das Ei beiseite, so steril ist es in vitro disco-befruchtet. Und fiepend rennen die niedlichen Raptoren davon, zurück in die Zukunft, „Like A Prayer“ – oh, das waren noch (yeah! ewiggestrige ;-)) Zeiten …

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fallend frei
(nachdichtung: ögyr)

wenn ich falle diesen weg,
ich spür’ an ihm bestimmtes weh,
am haaresspalt, der hält mich fest
in gold, das mich nicht von dir lässt.

ich schneid’ gewiss mir in die brust,
dass du erspürtest diese lust.
denn wenn du solche funken sprühst,
wirst du mich retten aus der wüst’.
dein herz ist meinem doch ein heim,
so werd’ ich frei und nicht mehr dein.

ich falle frei

und seh’ dein herz, das ist auch mein,
dann bin ich frei, zu sein allein.
tief und rein sind wir die wunden
in uns’ren herzen unverbunden.

wenn ich schlage diesen flügel
und flatt’re ihn auf deine hügel,
wirft schatten sich auf uns’re zeit,
und hält dich mir nicht mehr bereit.

denn deine tag’ mir zugedacht,
ich fall’ dir zu und deiner nacht.
und was du nimmst, ist nur genug
von mir und ohne lug und trug’,
es bleibt mir sicherer dein segel,
als dass ich daran dir noch fehlte.

ich falle frei

tief und fest die herzen einen
sich, und werd’ ich dich nur freien,
wenn ich das art’ge wissen fass’
dass ich dich doch nun fahren lass’.

denn ich lasse dich nun los,
weil meiner ist nicht mehr dein schoß.
welch’ fluss auch daraus fließen mag,
er spült mich fort, wo ich einst lag.

und dein gesicht, das throhnt darüber
wie gott, der führte uns hinüber,
dass alle macht und rand des lebens
wär’ uns ein schöneres vergebens.
denn lass’ ich dich nun von mir gehen,
wirst du erst recht mir nicht verwehen.

ich falle frei

ich falle
ich falle
ich falle frei
ich falle
ich falle
ich falle frei

tief und fest die herzen einen
sich, und werd’ ich dich nur freien,
wenn ich das art’ge wissen fass’
dass ich dich doch nun fahren lass’.

tief und fest dein herze pocht
befreit von mir, dem schwarzen docht,
der für dich noch, o, liebste, brennt,
doch jetzt in seine freiheit rennt.

<<< ögyr karaoke >>>

Falling free
(madonna)

When I move a certain way
I feel an ache I’d kept at bay
A hairline break that’s taking hold
A metal that I thought was gold

And pure so sure I’d struck a vein
I wanted you to feel the same
So when you did ignite a spark
Rescue me from all this dark
See our hearts are intertwined
Then I’m free, free of mine

I’m falling free

And see our hearts are intertwined
And then I’m free, I’m free of mine
Deep and pure our hearts align
And then I’m free, I’m free of mine

When I raise a certain wing
And crawl beneath that growing thing
It throws a shadow over time
And keeps yours falling next to mine

Your days were meant to fly and do
I fall and fold mine into you
And what you take is just enough
And what you give is what I love
And when you lift you raise the sail
And then I’m free, free to fail

I’m falling free

Deep and pure our hearts align
And then I’m free, I’m free of mine
When I let lose the need to know
Then we’re both free, we’re free to go

When I lose a certain claim
That tries to know and needs to blame
Whatever river runs aground
It turns my head and washes down

The face of God that stands above
Pouring over Hope and Love
That all of might, and life, and limb
Could turn around and love again
When I let loose the need to know
Then we’re both free, free to go

I’m falling free

I’m falling
I’m falling
I’m falling free
I’m falling
I’m falling
I’m falling free

Deep and pure our hearts align
And then I’m free, I’m free of mine
When I let lose the need to know
Then we’re both free, we’re free to go

Deep and pure our hearts align
And then I’m free, I’m free of mine
I let loose the need to know
Then we’re both free, free to go

<<< weitere ögyr karaokes (2000/2001) >>>
„du bist viel zu schön“ (sugarbabes)
„lucky“ (britney spears)
„menuett“ (wendy carlos)
„präludium.d“ (j. s. bach)

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