schlummer-filet_15

spät nachts ist er dann enttäuscht eben davon und vom tag, und er fürchtet sich aus furcht vor dem aufwachen in den nächsten vorm einschlafen an diesem vergangenen. so gehe, sagt er, der trübsinn gewissermaßen im tages-, wochen- und jahreskreis. andererseits nimmt er das leicht, lächelnd, weil solcher vorgang nur wenig schmerzt. weil ja enttäuscht nur der wäre, der sich vorher täuschen ließe von einer erwartung, die er aber ohnehin nicht erwartet. oder auch einer, der den tag nicht verschläft, weil er meint, der tag wäre wachenswert. die nacht aber! – die scheint ihm schon an ihrem beginn als ausbaufähig. wie sie schon „hereinbricht“, langsamer als tage anbrechen. erstere mit einer gewissen mühsal der dämmerung, die sich, gerade im sommer, länglich unter den sich neigenden tag mehr hebt als schiebt, während der an ihrem leisen ende kommende tag immer so tut, als sei er jetzt der clown mit pappnase, der einen witz und glitzernde konfettigarben zündet. lächerlich, denkt er über den aufkeimenden tag, würde empfindet er, wenn sich die nacht senkt. in der nacht entfaltet der tv-schirm, wenn nicht gerade bewölkt, der sternenhimmel seine volle leuchtpracht. er löscht das stubenlicht oder die funzel am schreibtisch und wird von zuckenden lichtern beleuchtet. während nämlich der tag die lichter gleichrichtet, sind die künstlichen der nacht stroboskopisch, schnell geschnitten, blitzen, blinken, es scheint ihm nur hier, dass sie auf ihn blicken. nichts ist das schläfrige licht eines mittags gegen das der nacht, wo er schon straßenlaternen ihr mückenhaftes beben einsieht, dieses beben des glimmens, die falschen und also richtigeren bleichen farben. das gaslichtige flackern, überhaupt die tendenz zur täuschung, die bewusster ist als die enttäuschung vom gleichgeschalteten tageslicht. nachts ist man nackt, träumt er, tags aber, erwacht er, sei licht statt schatten, es sei denn der vermeintliche unter einem baum, der trügerisch bergend über einer parkbank hängt. und er bekleidet. weshalb auch der winter, sagt er, der trüber lichternde am tage und dunkler in der nacht, eher seine jahreszeit sei. weil dort der tag nächtlicher und die nacht – über schneefeld besonders – mehr ihre tage habe.

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