gans oder gar nicht

(ein weihnachtsnacktgedicht)

was meint ihr eselsflätigen, dass er auf euren rücken juckjucheereitend zu euch käme? dass botenvögel hätte er, die ihn begleiteten, die schon das alt gewordn’ne rom gewarnt vor der ankunft eurer, der barbaren? was meint ihr ganz oder gar vernichteten? dass es genüge, das fleisch zu fressen, dass euch in sünde stürzte und euch nun befreit? seid ihr so zahn- wie zahllos? oder schnäbelt ihr wie auch die gänse schon mal nicht nur das und den korn, sondern euch ein würmchen in eure gestopften mägen?

und was wäre, wenn ihr nicht mehr fräßet wie ein tier das andere, sondern zücktet die gerupften gänsefedern, zu schreiben damit dieses gedicht? was, wenn ihr liebtet die gänsehaut, wenn ihr friertet federlos in der nacht, wo euch bliebe nur der blick auf den grauenden morgen und stirn und stern? was, wenn ihr wart selbst das holz, aus dem gezimmert erst der karge stall seiner und damit eurer geburt, dann das erwachsene kreuz auf den hügeln vor eurer stadt? und was – wer fragt euch das? – wäre – und wo? – das grab, von dem ihr den stein rolltet, es und euch leer vorzufinden?

wer aber hieße euch dann, ich werde kommen, wer schon, wenn nicht noch ein kind? an welchem nabel hingt ihr mit ihm und welcher schnur, die verkrümmt verkümmert? wie schnattertet ihr im chor der worte? welch’s reimtet ihr und welches nicht an diesem orte, dem die gänse warteten auf golgatha?

wie lang schon wandelte der esel, der sessel, auf den ihr puptet und er im bauch der mutter ritt in das heim seines asyl-styles? wie viel trockenes stroh hat er gefressen und in wie vieles sich gelegt? störrisch schritt er, wollte nicht reisen, nicht tragen die schuld, die alle trägt. und sagte und sprach, er werde kommen, zu richten die lebenden, nicht die toten. denn zu letzteren geht kein trampeltamponpfad der trächtigen eselinnen und daher zu den lebenden. zu den lebern der gänse, die schreien in der nacht, einer werde kommen, ein fremder, ein barbar und nachbar, zu richten euer rom.

und wie verschiedet ihr an den knochen der gans, die man keinem hunde geben darf, er könnte an deren splittern ersticken? denn wie ihr verschiedet, wart ihr verschieden vom tod. lebendige wie die gans, die pickt und klickt und kichert. nun habt ihr sie gebraten, festtagsgemahlt euch in ihre flügeln’de gestalt. denn gänse können, aber fliegen nicht. sie laufen zumeist wie irre durch den stall. fliegen fiele ihnen nicht ein. denn etwas stopft ihre leber. die ihr fresst, die ihr genießt, genossen.

und so geht ihr auf den pfaden des esels und der seele, deren breiter, störrischer rücken euch trug. ihr geht aus, bevor ihr eingeht. und singt dann eure choräle vom „meinen jesum lass ich nicht“. ein ablasshandel mit den gänsen, ganz oder gar nicht. ihr wollt die erlösung in gänze und gänsen, ihr fresst sie auf. in euren benagten fingernägeln aber kehren ihre mägen wieder. und der esel, dessen rücken ihr gebeugt.

und der stern, den ihr rieft, euer reiten zu begleiten, blendet euch – mich. ihm folgt ihr wie ich in die krippe, wo ochs und esel grasen. trocken ist das heu solcher mahlzeit. feuchter seine exkremente. und das fett der gänse wird zu schmalz. und zu zehren davon. und zu tränen gerührt, es verdünnend, obwohl die sauce die köche daraus reduzieren.

und ihr rittet und röstet das fleisch, das euch hingegeben ward an das kreuz – des südens, die sterne, konstellationen. ein bild nur wie die gänse, die gar nicht wollen in diesen ofen.

ein federvieh an meinen federn, fleisch insofern von meinem fleische der worte, die reiten den esel. von hinten. er blökt. und schnatternd die gänse „die gantz heilige schrifft“.

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