mein schlafanzug, kampfkleid für die schrift

„mein arbeitsplatz, kampfplatz für den frieden“ (einst parolen-banner in DDR-betrieben)

wahrlich, ich lebe in finsteren zeiten,
aber ich lebe. mein brot brech’ ich
nicht mit den armen, denn es reicht
gerade für mich, der ich viel brot esse.

wahrlich, ich lebe in düsteren landen,
aber ich lebe. mein bad teil’ ich
nicht mit dahin geraubten sabinerinnen,
denn da steh’ gerade ich, der ich mich wasche.

wahrlich, ich lebe unter schwarzen vögeln,
aber ich lebe. mein nest gibt ihnen
zärtliches bett, worin wir uns drängen,
flügel schielende, eifersüchtig auf federkiele.

wahrlich, ich lebe weit weg,
aber ich lebe. meine fernen horizonte teil’
ich mit mir und mir mit und dahinter,
wo steht der, der warnt und wacht und bin ich.

(heute neuen schlafanzug gekauft, größe 60, zu groß (schlafe in sack, doch nicht mehr asche), während der alte zu fetzen zerschlafen ist.)

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