schlummer-filet_17 (isoldenakkord)

isoldenakkord: eine der ersten nächte des frühlings. das luftmeer: 12 zoll tief. auf dem teich im park landen albatrosse, und tölpel saugen berauschende dämpfe aus ihren auf sandbänken feuchten nestern. am abend zuvor hatte ich einem mädchen und mutter beim von mir absehen zugeschaut. ebenso wie sie ging, sockfuß und in neu gekauften moderat „hochhackigen schuh’n“ über das patinierte linoleum und meine bildlichen empfindungen darob hinweg. bei mir hatte sich daraufhin ein gefühl des zukurzgekommenseins eingestellt. solches, beschloss ich anschließend, ist ein schlechter ratgeber, denn es bestärkt anwandlungen, sich als künstler und unverstanden zu fühlen, was einen ebenso ungesunden wie unnötigen zorn auf sich und die welt, das leben usw. im allgemeinen, ferner schlechte texte erzeugt, wenn sich der vermeintlich unverstandene vermeintliche künstler daran macht, das nächtebuchmäßig zu notieren. denn sich zukurzgekommen fühlende künstler beschließen, politiker zu werden, mit welchem lebenswandelswechsel ich auch wieder liebäugelte. wie damals, im frühling 1994. ich las mich zum beispiel im netz durch die geschichten verblichener k-gruppen, um aus vergangenen frühlingen „der revolte“, allerlei nelken- und anderer blumenkinder revolutionen, anleitungen für jetzige zu gewinnen, also alte taktiken zur durchsetzung gegenwärtiger strategischer ziele. ich nahm wie ehedem an, dass das private nicht privat sei, indem es politisch ist. eine vergesellschaftung eigener, vom ego-zk empfundener subjektiver faktoren, getarnt als „objektive klasseninteressen“, die sich in der geschichte jedoch als meist verheerend erwiesen hatten, indem persönliches scheitern, zumal nicht allein wirtschaftliches, vergesellschaftet wurde. in dieser ersten nacht des heurigen frühlings stand ich, nachdem ich meiner arbeit nachgegangen war, nämlich über eine allein ob meines alters und darin angesammelter erfahrungen verkrachter auf- und ausbrüche per se unverstandene jugendliche krachausbrüche zu berichten, und auf dem fahrberadeten rückweg aus jener tretmühle vom rad absteigend, es und mich entlang des schwerst düst’ren parkwegs auf den teich zuschiebend, an dessen ufer. über das stille und daher bekanntlich tiefe wasser hinweg, das ruhte, es sei denn ein albatros landete hinten, oder gänse schrien und aus fernen, erstmals wieder halblaut hoffend geöffneten fenstern sonnabendliche partys, schienen lichter von häusern herüber, die an straßen standen, die nach prähistorischen deutschen großdichtern benannt waren und als „gute adressen“ galten, wo somit die zu lang schon angekommenen wohnten, so dachte ich zukurzgekommen sich fühlender. im schilf schlug dreimal die rohrdommel, und tristan hieß isolde. ich halte die luft an wie am vorabend dieser ersten nacht des frühlings am rande des linoleums und teichs, um die kamera ruhig zu halten. dann der angeborene auslösemechanismus.

isoldenakkord from Jörg Meyer on Vimeo.

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