In der Küche bin ich mein eigener Koch. Schon allein, weil meine Küche nur mich bekocht. Du siehst, sähest du in meine ganz private Koch-Show, meine Töpfe stehen, manchmal zwei, drei Tage. Und sähest, wie sie dann, nicht wieder aufgewärmt, Verwesung ansetzen. Muss man aus dem Kaffeesatz lesen, was Worte tun, wenn sie, zum linsenden Eintopf gemischt, tagelang gären? Wird’s hef(t)ig induziertes Gedichtgebräu oder bloß tödlicher Schimmel? Wo (und wie) vermehren sich die Keime, die wir in die Welt gesät?
So habe ich dich eingeladen, in meine Küche, Killer! Dass du mein Schnitter bist, der mir das Wort abschneidet, bevor es mir im Halse stecken bleibet. Ich spiel’ auf Glück, dass du noch nicht kommst, weil ein Haltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen, weil noch nicht verdirbt, was ich angerührt. Aber kommst du dann – in der vierten, fünften Nacht des siebten Tages – hab’ ich dich eingeladen, mit mir zu kochen. Das Abendmahl. Und ich werde von deinem grauen Fleisch und Teller essen wie du vom Pilz meiner Keller-Worte. Und wir werden uns befruchten einander. Du das Letztemal, ich dein immer währender Koch.
Du magst das makaber finden, ich halte mich ans Makkabäische, ans Deuteronomium meiner Schrift, mein erstes Testament, vorausgeschrieben und vorgekocht. Denn ich rede vom Anfang, an dem das Wort war, das Fleisch schlich nur wesend hinterher. Und von den Weltkugeln nicht, die du in mich jetzt schießt, sondern von meinem Kugelschreiber, dem gerademal die Tinte ausgegangen.
Du siehst mich schreibend auch in letzter Minute mit leerer Mine von meiner Minne, vom Lieben über’s Killbill hinaus. Und darum hab’ ich Glück, wenn ich dich erfreche, wenn ich scheit’re, dich beflecke mit dem Schimmel meiner Worte, der reifte noch, während du mich killst. Ich koch’ mein Süppchen, senk’ Gewürz auch konservierend ein. Und steh’ ich einst vor dir, dem Herrn der flor’nden, finst’ren Farben, werd’ ich sagen: Nimm mich hin, nimm aller Knochen Sud! Und koch’ daraus, was ich dir ward’: der Worte verderbliche, doch lang anhalt’nde Flut.