suite j-moll

1

und ach, ich schreib und schrie und schrieb ins nichts,
die erste zeile schon, jetzt zweifelnd zweite.
wenn ich verzehre mich, der dritten bricht’s
des vierten vers’ genick zu sein’m geleite.

wo waren gestern meine tasten, wo
war da mein dichtend wort, das ich dir borgte?
und wo war’n meine taten, die ich so,
dem trunk’nen fern, gewandt doch uns besorgte?

ich sag’ nur hier zur nacht: muss weiter schreiben,
am puls des worts mir eigenen zu fühlen
und mich ihm selbst noch ein- und zu verleiben.

ich war schon weg, jetzt traut und wieder hier,
als wird’s jetzt tag in meinem bett zerwühlen.
ich bleibe wach und senke mich zu dir.

2

wie übernächtigt sich mein leib verbiegt
in den verzicht und seine körperübung,
dass, was sich hier verlog und schlummernd liegt,
gewahr wird seiner balden nacht und fügung.

mein einz’ges gitter, das die hände halten,
sind verse in dem immer gleichen rhythmus,
versprechen von und für die damals alten,
als wär’s noch karneval, wo einst die bütt muss

gefüllter sein mit wort und seinem durchschuss,
wo zwischen zeilen raum bleibt fürs dazwischen
und augenblick im dunkel für den kuss.

wir dichter, sagt man aus den fernen meeren,
sei’n die, die ahnen auch im abgrund „mission
impossible“ und sich ihr jetzt bekehren.

3

denn jetzt kommt aus dem vorvorgestern morgen,
die sonne schüchtern noch am horizont.
ich hab’ es nie, das uns und mir besorgen,
dies seien weder wusst’, noch je gekonnt.

was bleibt mir, ist gleich wieder zweite strophe,
ein letztes worten vor zu frühem ersten,
als sei, was höflich sei bei dir und hofe,
allein prinzessinnen das dennoch schwerste:

ich bin’s, verlassenster des eben zufalls,
ein frommer priester dichtend augenblicks,
besucher meines unerzog’nen scheusals,

ein narr so seiner inszenierten scheu,
der schläfer seiner internetten klicks,
der bleibt dir nicht nur, er wird dir jetzt treu.

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