(„Gott weiß, wir sind nur Staub. / Gleichwie das Gras vom Rechen, / Ein Blum und fallend Laub. / Der Wind nur drüber wehet, / So ist es nimmer da: / Also der Mensch vergehet, / Sein End, das ist ihm nah.“, Johann Gramann („Poliander“), 1525)
du sprichst, dass jene sprache, die wir sprechen
zumeist, sei zweite haut für dich, vertraute
und doch die fremde zunge, die wie rechen
gefahren ist durch blätterfall der laute.
dass jedes fremde wort schrieb noch ein echo
als ein tatoo auf deine drunterhaut.
dass jeder vers ist häutung eines gecko,
wie echsen tun, wenn es sie wächst wie braut
aus ihrem hochzeitskleid in das der witwe,
an der ich reib’ die abgeblättert’ schale
dess’, der kartoffel ist, im erdreich schwitze
und zwiebel bin: schält man sie bis zum grund,
bleibt nichts als leibes haut zum n-ten male,
und außer schrumpelsilben nur verschwund.
(für julija)
(J. S. Bach: Motette „Singet dem Herrn“, BWV 225, Vocalconsort Berlin, 4’41’’ – 8’41’’)