wärest du dichter, du bliebest allein
deinem vers als gleichung der reim,
du dichtest, was flüchtiger ist als ein heim,
schriebest den fenstern die gitter noch ein.
säg sie mit eiserner feile, dem wort,
feil an ihm und erfind ihm den ort,
den buchstab fälle und wisch ihn hinfort
von tafeln allhier, nicht erst jenseitig dort!
und dichtest du nicht mehr, so lockere dich,
verführ den schmerz zu einem gedicht!
frag nicht, was war und was werde dem wicht,
wenn er nicht schiene durch zeilen als ich.
bist du auch traurig, die trauer bleibt grau.
doch war die erd kein grab, sondern bau,
über dem sich der himmel wölbte noch blau
und taute auf dich als tränen der frau.
wärest du dichter, du bliebest der reim
deinem vers als gleichung allein,
du dichtest, was singender ist als ein heim,
schriebest den häusern die hoffnung noch ein.
(12/2006 revisited | musik: „scarborough fair“ – traditional)
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