das brot des wortes

das brot so schneiden: in den schoß
geklemmt, das messer am laib
zum körper gewandt. freihändig
zum herzen gerichtet gedichtet
wie man die scheibe vom brot schnitzt.

geschichten sind die von klassenkämpfen,
seit menschen gedenken ihrer
beim kargen brot und dem wasser
statt wein, dessen blutrot die tränen
verdünnen, geweint ihrem hegelschen ende

entgegen, wo sich der weltgeist
selbstmordet, weil seine mission erfüllt.
ungefähr (und daher gefährlich) so dichten,
immer am rande des kanten, durchgebacken,
nicht in den weichen des saftigen roggens.

was sich auf „rocken“ reimte, trüge man
nicht den rock der dichter, sondern schon
deren leichentücher, verbrannte sie
im „bleichlicht“ – auch so ein brotwort –
der worte, deren glimmen im ofen angefacht.

denn dort gärte das wort im teigigen
der gefühle, gewann seinen klassenstandpunkt
an den herden der erinnerung, wo das feuer
kontrolliert, gezähmt brennt. dort will ich
fortan backen das brot meines worts.


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