samisdate

sind diese zwillinge siamesische? kurzfilme von helmut schulzeck und ögyr im kieler kino in der pumpe (haßstr. 22): dienstag, 25.11.2014, 20.30 uhr (www.infomedia-sh.org/index.php?page=nl_1411_loecher_leerstellen).

„Kieler Nachrichten“, 25.11.2014, S. 8

zwillinge samisdatisch: schulzeck kommt vom dokumentarfilm, ögyr von der lyrik zum „ver-rückten“ filmbild. laterna-magiker ohne zauberstab (es sei denn der von photoshop), versucher für die augen trotz alledem. für wieviele augenpaare noch freiplatzend in den kinosesseln, die im „koki“ zumeist große namen aufgenäht haben, scorsese und so …? mit denen wollen wir uns deshalb nicht messen, weil wir in niederer und daher ab- und aufgehobenerer oberliga lichtspielen. wir machen die halbdämmerung des kinos lichter an diesem samisdate.

links zu den filmen unter obigem link. zu ögyrs video.poems aus lichtspielendem anlass noch dieses samisdatetende manifest:

video.poems: ein ästhetisches manifest 2.0

„keine kerzen will ich, herzen, ?keinen reim auf nichts gemacht … keine kerzen ins fenster gestellt, nur die herzen ticken … wie eisbomben im lebkuchenhaus. so geh’ ich aus.“ (ögyr: „spät.werk“)

these 1: die kurzform, die skizze, das HIN GEWORFENE, das raunen.

these 2: der kurzfilm (genauer: der kürzestfilm) ist die filmbildnerische form des lyrischen EINFALLs. er fällt nur kurz (ein und auf), wenn in höchstens einer langen nacht „bis zum morgengrauen“ produziert. ich will keine exegesen, kein langes singen, kein erklärendes recitativo vorweg, nur die ARIA ohne da capo. ich will keine nachbearbeitung, keine all der finalcutpro-expertisen, es soll WACKELN, das bild wie das wort.

these 3: in solchem schwingen ist swing, ist JAZZ, ist improvisation, ist RAW STUFF das, was ich vorgefunden – FOUND FOOTAGE. material des materials, das weiß: „ICH BIN DAS MATERIAL DER DICHTER!“

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these 4: … der bedrohung, die jeder text, gedicht wie video.poem, in sich selbst birgt. um diese bedrohung geht es, um das SCHEITERN vor und in dem schreiben (und schneiden).

these 5: es soll so einfach sein, wie es sich kompliziert, wie es sonettet manchmal, alte form, blutjüngelnder inhalt, wie es frostet und frotzelt, den BLOWJOB auf den mittenlippen, wie es ein ganzes welttheater aufspannt in diesem einen, unartikulierten laut und ruf und blitz.

these 6: im ausgang stets den untergang „in mind“. etwas ungebührliches, den bruch in der „band of brothers“ (shakespeare) der verse und der bilder. es kann ungestüm geschnitten werden, da, wo der schnitt nicht hin gehört. „und es kann geschossen werden!“ (ulrike, mein(hinter-)hof). es geht um den bruch, die BRÜCHE, die flüche, die fläche auch, die die strophe leinwändisch aufspannt. es geht um nicht gehen, stehen, es geht um das scheitern zurück ins mittelaltarmaterial.

these 7: das material soll ruckeln, stocken, UNVERWANDT innehalten – und weitermarschieren. ich kann gewiss sein, dass das mir die verarbeitung tut, das langsame netz manchmal, das meine bilder aufhält und damit an unberechenbarem still-punkt aufhellt. die „artefakte“, die die TECHNIK beitut und damit mitdichtet.

conclusiones:

so gehe ich aus, kerzen in der bloßen hand, wie kinder tun, haben sie keinen lampion, der lichterloh aufflammen könnte (und müsste) an der hand. LICHT IST ARBEIT insofern, als es es zu erhalten gilt gegen die halbdunkelheit des kinos, wo eine halbe der filmnächte – wenigstens physikalischphysiologisch – dunkelheit, die andere gleißendes licht herrscht.

malteserkreuz, die blendung.

so auch in der dichtung. dunkel zulassen wie licht, unverständlichkeit wie selbstverständnis, eingemeindung wie ausgrenzung des wortes aus sich selbst.

wir reden ja nicht, wir erblinden. wir sehen nicht, wir schauen auf und in den text. um in ihm und hinter dem filmischen tafelbild davon 4:3 oder auch mal 16:9 ((in MP4 statt AVCHD)) erlöst zu verschwinden.

ein schwindel, eine lüge, eine lupe, ein logos, ein lux E[x]TERNA.

darin erst sind wir auf den tasten schreibend antastbar.

ein in der tiefe des abgrunds UMGEKEHRTE KATHEDRALEN errichten. ein nach unten gewärtstes. ein tiefbau des hohen tons der sprache. ein abfall im aufschnellen, eine geschwindigkeitsreduktion ohnehin. wir sprechen in ZEITLUPE, erst so versteht man unsere laute nicht, nur als stöhnen, geräusch, als amboss, der auf den hammer nieder schnellt.

und das zeigen, schweigend am besten, in bildern. und wieder anfangen zu reden von dem bild, in das wir versunken sind im TRAUM.

keine kerzen, herzen! und das bild aus nichts zurück gemacht. die kamera gehalten in der hand, die eben schrieb und gleich weiterschreiben, -schneiden wird.

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1 Antwort zu samisdate

  1. Helmut S. sagt:

    schön_____ beim nochmal nachlesen… __ wir sollten das program vom nov. 14 aus dem koki an anderer kieler stelle nochmal zeigen, evtl. leicht abgewandelt ……….!??!!!!!!!!!!!!

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