So, 1.8.10 (Di, 3.8.10, 2:30): die verLor(r)enen

Treff mit Zimmerkai im Schneideraum der Filmwerkstatt. Er zeigt mir seinen neuesten, gerade fertiggestellten Found-Footage-Experimentalfilm „L“: Shots von Peter Lorre aus „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ (Fritz Lang, 1931) und „Der Verlorene“ (Peter Lorre, 1951).

Seelenabgrundtiefen, die mich – wie das Z.K. noch vom vorabendnächtlichen Suff betört – augenblicklich in Bann schlagen. Bin begeistert, berührt und auch geschüttelt. Ein Film, der hinter die Bilder blickt und davor die weiße Weste der Leinwand aufspannt, auf der die Befürchtungen, die stete Bedrohung schemenhaft scharf Gestalt annehmen. Lorre als der Kindermörder und der Richter solcher darstellerischen Vergangenheit seiner selbst in dem Film, wo er selber Regie führte. Ein Flopp damals in den 50ern, heute unbedingt sichtbar als Metapher auf die Schuld der Deutschen, ihre Deckung der „Mörder unter uns“.

Das Z.K. hat wiedermal die eindringlichsten Filmbilder daraus gesamplet und versammelt. Werde ich für infomedia besprechen, in der September-Ausgabe. Jetzt pure Begeisterung und Berührung.

Und die Erkenntnis, dass ich mich mehr austauschen muss mit den Künstlerkollegen. Wie mit Zimmerkai hernach noch wie Anfang Juli nach dem Arbeiterfaust-Dreh für die „Zimmerrevolution“ zum Döner in der Jeßstraße am Südfriedhof: Abendbrot nah der Melanchthonstraße. Zart dekretiert das Z.K., was im Politbüro filmisch-himmlisch zu verhandeln wäre. Derweil grübele ich schon über „M – eine Stadt sucht einen Künstler“ – mich (nicht).

Überhaupt: Der stete Zweifel am und die doch unbedingte Verpflichtung – ich darf (und muss) mich der Welt (nicht) abhanden machen – zum Künstlersein. Ich bin es nicht und muss es – das Scheitern daran – doch sein (und es (be-) schreiben).

Danach straight ahead (immer noch suffkoppstoffschwer) durch die Lutherstraße (Feri, große Freiheit Nummer 7) zum Prinz Willy, um dort „Lenar mit Niemand“, schwermütig weltschmerzendes Singersongwriter-Avantgarde-Duo, zu besprechen. Einnickend dauernd und das abnickend. Schöne Kunst.

Dieser Beitrag wurde unter d.day - keine nacht für niemand veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.