7-3-95, 0:46

die regelmäßigen grüße von e, die isabelle unschuldig überbringt. man könnte sich aufs gegenseitige grüßen verlegen. sk grüßt nicht, nur wenn es sich ergibt. sk macht sich rar. nein. sk sehnt.

durchgekiffter sonntag liegt hinter ihm. morgens im fleethörn 59. und w*** hatte natürlich wieder was „dabei“. in feris malerstube sitzen, in dem wildleder-„sessel“, sich zurücklehnen. wissen: ja, ich beginne, bekifft zu sein. ja, es wirkt. es ist eigentlich dies wissen, das schon berauscht, dieses einverständige „ja“, das sich auch regelmäßig zwischen den mitrauchenden ausbreitet, etwas familiäres. erst wehrt man sich noch, meint, die anderen seien schneller zu als man selbst. dann verflüchtigt sich das, bleibend nur dies „ja“. zuhause dann mehr oder weniger müde nach kunsthallenbesuch mit niko und w***: linda mccartney. bilder von den großen, hendrix, mama cass, lennon, dylan &c. kunst: bilder von künstlerinnen zu machen, ist irgendwie keine kunst. die blicke in die kamera, der wirkung, die man ausübt, bewußt. entspannt durch die bilder gehen. nicht viel denken müssen. bekifft. zuhause also müde, eine tafel schokolade gefressen (wirklich gefressen), dann ist sk rechtschaffen müde. hansen lesen: schreckliches hesse-mäßiges kapitel „spots geschichte“ durchziehen. danach wird’s besser. aber vorher will er vor den seiten einschlafen oder zumindest dösen. am stück müßte weitergeschrieben werden. aber er blättert nur gleichgültig am lcd durch die seiten, ändert kleinigkeiten. die zärtlichen szenen im buch, eigentlich konventionell schlecht erzählt. aber er fällt hinein, denkt an e. kurz hingelegt. wenn e jetzt da wäre. die gedanken werden platt und eindeutig. in den abend hinein erfaßt ihn ein gefühl ausgedehnter zärtlichkeit, ein streichelwahn, der sich wollig durchs gehirn strickt, im nachlassen des rausches, diesen seltsam verlängernd. sonntag. alles ist weit. es kann ihn nichts kümmern. sk ist bei sich. und ist da, weil sie nicht da ist, ersehnt mit halbem verstand. also da. also nicht da. er streicht sich durchs haar, streichelt sich. er denkt dabei kaum an e. es ist eher diese allgemeine wärme in ihm, kuhförmig, mit einer großen benoppten zunge. die ist da. und e fällt ihm als adresse ein, als empfängerin, bei der er diese wärme abladen könnte. nicht eigentlich ein richtiges sehnen, mehr ein schon da sein, wissend, daß sie nicht da ist. kleinigkeiten gelingen noch, hier was für morgen vorbereiten, in die küche stürzen, was essen. dasitzen. ach ja, man könnte musik hören. aber er ist zu faul. eigentlich ist er nur faul. hört sich faul die geräusche an, die durch den flur kriechen. jemand geht, jemand telefoniert, jemand sitzt in der küche und murmelt mit noch jemandem durch die wand. alles ist gut. ein sonntag. abends, etwas spät, legt er nach, hat sich was von thies geschnorrt. diesmal ist es eher wie ein hammer. wenn er allein kifft, nimmt er sich nicht zusammen. er läßt zuschlagen. es kriecht dann merklich in ihm hinauf, dieses gefühl totaler entspannung. der traumstoff ist lieb, er ist zärtlich, er flüstert. er wollte das schreiben, was er hier mit einem tag verspätung schreibt. aber natürlich gelang es nicht mehr. er sitzt da. jetzt ist er einen moment allein. dann aber kommt e wieder herein, er kann sie förmlich riechen ((nur einmal, als er, sie sitzend, sich über ihre schulter beugte, oben in der küche, um ihr auf einem blatt, was war es noch?, etwas mit dem finger zu zeigen, hat er ein bißchen an ihr gerochen. und sie roch, wie erwartet. nach einer mischung aus schampoo und eigenem. weich, sehr weich, wie frauen riechen, jedenfalls die paar, denen er gewollt oder zufällig auf weniger als einen dezimeter sich genähert. ein geruch nach geborgenheit, entweder seiner bei ihr oder der, die er in einem anfall von liebe, von menschenliebe, zu spenden bereit gewesen wäre sofort in dem augenblick.)) sie erfüllt das zimmer nicht. er sieht sie nicht vor sich. nichts von dem ganzen romantischen scheiß, der auch im hansen immer wieder suggeriert wird. es ist anders. es muß beschrieben werden. e ist diesem moment eher eine tageszeit. vielleicht könnte er es so nennen. nichts vor augen oder so, nichts räumliches. eher eine zeit, eine epoche, die vergeht wie der abend später wird. gleichwohl, weil ein gefühl von ZEITLICHER heimat, ist es bis tief hinein in ihn beruhigend. alles ist gut. nichts ist gut, fast nichts. aber dies ist gut. und also alles. alles ist gut, wenn irgendwo ein anfang gutens gemacht ist. so ist das. sk sagt für sich nur dies eine wort: „ja“. er sagt es ohne rufzeichen, nicht mal mit einem punkt dahinter. nur dieser halbdiphtong. ein sehr einfaches wort. ja.

später wichst er sich. dabei spielt e nicht mit, er nimmt sich frei, nur die bildchen tanzen vor den augen. mit der zigarette in der einen hand, in der anderen den schwanz wichst er sich. bekifft ist das stärker, ebbt langsamer ab, wenn er gespritzt hat. danach packt er säuberlich alles zusammen, alles an seinen platz. er ist fertig. e kann wiederkommen. e kommt wieder. er legt sich unter die decke. er versucht, noch etwas ins tondiarium zu sprechen. er will irgendetwas festhalten. aber er lallt nur. bevor er das tat, hatte er noch folgendes gedacht: ich müßte jetzt noch am stück arbeiten. ich will das. aber das geht jetzt nicht. zu viel ja überall. für ein stück braucht man auch neins. also sich einfach ergeben, hingeben und das diarium nutzen. dort darf alles formlos hinein. dort darf er schreiben, was er jetzt schreiben will. irgendwas von e. weil e da ist wieder. irgendwas von e, obwohl da nichts neues zu „berichten“ wäre, obwohl auch sein gefühl an und für e jetzt nicht sonderlich seltsam oder festhaltenswert ist. aber sie muß, sozusagen, einmal an diesem kifftag erwähnt werden, fest und auf platte, magnetisch. ja, magnetisch ist sie, ist sein gefühl über sie. das trifft es gut. physikalisch aber auch eben „anziehend“. überhaupt nicht entrückt. vielmehr von dieser großen ehrlichkeit des ja. er braucht sich sozusagen nichts vorzumachen. gut. aber was soll er schreiben? er kann nur einfach ihren namen hier hin hacken, auf diesen bläulichen schirm. da steht’s: esther. nicht mal versalien braucht man dazu. einfach nur einmal hier jetzt hinschreiben: esther. und nochmal: esther. und weil’s so schön war, dürfen wir beide, e, du und j, ich noch ein drittes mal: esther. das war’s.

dieser weiche, sehr weiche geruch war auch damals bei claudia gewesen, in campill, sommerakademie, als es regnete und sie sich unter dem schirm gedrängelt hatten. das war schön gewesen. er hatte sie ein bißchen lieb gehabt. ziemlich wohl. aber doch nur ein bißchen. ein bißchen sehr. lieb gehabt. sowieso 1 viel bessere formulierung als „sie geliebt“ oder „in sie verliebt gewesen“. einfach nur: lieb gehabt. ja, das klingt zärtlich. zwischen sk und r war dies auch die übliche wendung gewesen. kein kitschiges „ich liebe dich“, sondern einfach nur dies „ich hab’ dich lieb“. viel besser. unbedingt! also: ich hab’ dich lieb, esther. ja, jetzt steht es da, und das ist schön. sk’s finger huschen jetzt über die tastatur. es fließt. und schon ist er beim nächsten satz, in der nächsten zeile. eigentlich ist alles nur ein dauernd wiederholter versuch, ob der zeilenumbruch auch wirklich AUTOMATISCH erfolgt. eine großartige sache. immer wieder. sk schreibt, wie er nie sprechen würde, spricht aber so, daß es auch aufgeschrieben werden könnte. ein record. ein eintrag. esther.

sk hat gute worte gefunden. er hat es ziemlich genau auf den punkt gebracht, wie seine gedanken mit e umgehen. er kann das gerne nochmal aufrollen. er darf hier immer weiter schreiben, den größten müll, wenn er will. die tatsache, daß er es aufschreibt, adelt die gedanken. niemand würde sowas aufschreiben, oder nur wenige. allenfalls denken. sk schreibt es hin, nicht auf, sondern HIN. hierhin. jetzt macht sk eine kleine pause, um sich mit dem rest von gestern noch einen kleinen joint zu drehen. – der ist jetzt fertig und wird ab diesem moment geraucht, es ist 1:40. erstmal ziehen. ja, gut. sk ist derzeit mit den meisten dingen unzufrieden, die die perspektive und die organisation seines lebens betreffen. guck mal, jetzt huscht nur noch ein zeigefinger über die tastatur, der andere stützt die zigarette mit dem schönen schtoff drin. in dieser unzufriedenheit ist e eine zufriedenheit. sk ist erstaunt, daß er die unerfüllung gar nicht so schrecklich schmerzend aufnimmt. die hoffnung, die diesbezüglich in ihm ist, ist erstaunlich klein. aber das kümmert ihn nicht. es ist, als sei er an einem klaren punkt angelangt, dem ein e voransteht. kein endpunkt. aber ein full stop. sie ist bei ihm. was heißt das eigentlich? sie ist bei ihm, das heißt: sie ist da, aber außerhalb von ihm. gedanken werden ja eigentlich als innen wahrgenommen. e, der gedanke an sie, ist außen. 1:46. er ist ganz nah, so ein paar zentimeter vor der stirn, aber nicht dahinter. dahinter, hinter der stirn, ein paar zentimeter ist sk’s vorderer stirnlappen. darin passiert fortwährend was, das aber schwer zu fassen ist. e ist außen, davor. und so kann er sie fassen, obwohl nur gedanklich. e sieht zb so und so aus. schön natürlich. neulich in der „bazille“ hat er sie lange angesehen. es ist schön, sie so anzusehen. ja. er sagt dann einfach nur in sich, also nicht laut: ja. mehr nicht. das bestürzt. aber es ist gut. er verbindet mit ihr nicht oder nur selten bestimmte vorstellungen. sie ist einfach da. ja. er braucht nicht zu fragen und auch nichts zu sagen. ihr auch nichts. sie weiß, was mit ihm ist, jedenfalls so ungefähr. aber vermutlich weiß sie das innen. sie hat da eine vorstellung. in dieser vorstellung kommt das wort liebe vor, in irgendeiner zusammensetzung, vielleicht: „jetzt guckt er mich wieder so an. er ist voll verliebt in mich. nur so einer guckt so. nervt mich das?“ oder so ähnlich. jedenfalls innen. worte die sich da formen. sk indes hat die vorstellung, einen riesigen schritt getan zu haben, jemande wie e anzusehen, einfach nur, kaum noch ängstlich, ohne daß worte, außer so ganz einfachen wie „schön“, „sie ist schön“, „lieb“, „guck ma zopf und dann ohr da“, sich im vorderen stirnlappen (ich glaube, da ist das SPRACHzentrumsZK gar nicht) worte zu schriftreifen sätzen setzen. das ist faszinierend. jetzt macht er natürlich sätze. 1:55. aber dann nicht, nur so leichte einwürfe in ihm. er braucht keine sätze zu machen. toll. toll, e. so einfach ist das. einfach nur e. deswegen ja auch nicht ihr voller name hier (esther brigitte … (einer fehlt noch?)). nur dies e. r kann auch gut nur als r hier stehen. reduktion auf das eigentliche, das notwendige. e ist da. drei worte. vielmals besser als diese drei anderen, abgefuckten: „häää liebe häääh“. nee, die nicht. nur: e ist da. vielleicht noch n „guck ma“ voran- oder hinterhergeschmissen. jetzt mal ganz deutlich: von e lernen heißt siegen (bzw. alles, was sich meinetwegen drauf reimt, also: lieben, liegen, knien, zieren &c.) lernen. schon gelernt.

das waren sk’s gedanken über e, die da war. ja.

2:01

Dieser Beitrag wurde unter di.gi.arium 1995 - revisited, projekt erinnerung veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.