unter sternen

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmenden Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im Überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise, suchen und bloß vermuten; ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewußtsein meiner Existenz.“ (Immanuel Kant, „Kritik der praktischen Vernunft“)

sie sagen, in diesen doofvau-dokus vom urknall und danach,
dass ich sternenstaub sei, nicht mehr, aber
auch nicht weniger, als all
meine geschichte bedeutet.

sie rechnen in jahrmilliarden, ich gleichwohl
auf die sekunde genau des gedichts, die minute
oder zwei, fünf vielleicht, die ein vers braucht, um
von mir entzündet zu werden im faltig bestirnten.

sie messen, wie ich geworden und was
aus uns nicht wird, unter dem roten riesen,
den die sonne einst, die ich untersuchte, einst,
würde, verschlingen all die tausendstel sekunden,

die menschen nur sind, ihr lieben, ihr trauern,
ihr sprechen, ihr ganzes langes gefühlen,
das wie sternschwindel scheint den
denkenden molekülen im swinger-club der synapsen.

sie geben uns kaum mehr als eine stunde der ewigkeit,
einen augenaufschlag – wie eben im spiegel –, der mich dennoch betört:
weil wir wissen können, dass ewigkeit eine ansammlung
von unendlichen sekunden ist.

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