von den liebenden

1

… weiß ich nichts, es sei denn, dass sie schwierig
sind, ein weites meer und fluss, ein schütt’res,
daraus verwandt zu lernen und begierig
das versen und geworte, uns verrücktes.

denn von der liebe geht uns alles leben
hinein, hinaus, der traute zweifel auch.
wohin soll’n wir in jenem uns begeben,
in welches ungewisse, wem gebaut?

ich sag’ mal: dort, wo ist das angefühl
ein zeitlos und ein gegenwärtiges,
ein mir wie dir bekannteres gewühl,

es bleibt – bei uns und unser – zärtliches:
bestand der heute unseren geschichten,
und liebe ist ein unser anverzichten.

2

von mir ist nichts erwarten, denn das wort,
ein einverstand, dass an des anderen
wär mir verlorener und damit ort,
bekannt, wohin die flüchte wanderten.

ich schrie und schwieg und zu dir hoffend schreibe,
was mich bewegt und nachwievor entzünde.
so ich den solchen geist dir anverleibe
und an dir mich als selbiger begründe,

bin ich vertrautes echo meines schweigens.
wir sind uns darin selig einverstand’ne,
wir sind derselben liebenderes steigen.

und wo wir schwiegen unserer, der bande,
war unser wort, mein dichten für gerade
dich und uns, das wasser uns’rem bade.

3

des anderen dir zugewandt, mohammed,
ist mein verwandt ihm dir und ebenso.
auf flüchten sind wir beide, wo verganget
die zukunft in derselben liebend zoo.

zwei sind wir an derselben rosend wange,
zweimal dir hier und ewig jetzige.
in solchem beiderseit’gem liebesschwange
berührst du uns als deine gestrige.

zwei beide küssen dich und woll’n dich lieben,
im selben julchen sind wir beid’ vereint.
und wenn wir deiner beide liebend blieben,

wär’ doch, was unser dreien war gemeint:
ein lieben über grenzen, lebend dreien,
das jedes uns an uns wär’ ein verzeihen.

4

es ist, ich will’s gestehen, eifersucht
auch in dem meinen liebend euch gedenken.
und dennoch sind wir auf gemeinsam flucht,
uns anzusehen und dich anerkennen,

was ist uns selbe liebe, einverstand,
dass wir, dieselben männer, wären frau,
gleich, woher wir komm’n, aus selbem land,
zur gleichend ehrerbietig, lobend schau.

es sind dieselben augen, die wir lieben,
dasselbe angesicht so überhübsch.
es sei, dass beide bei und in dir blieben,

dass wir nicht kennten, wer wir jeweils seien.
nur du weißt, was wir sind, in dir beschützt:
zwei liebende an deinem uns verzeihen.

(für j&m)

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1 Antwort zu von den liebenden

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