… verkündet Lilly auf ihrer telegenen Mailbox, wenn man sie dort anruft, und sie ist nicht dran. Verpasst auch die heutige Pressekonferenz, die mir für 11:30 angekündigt wurde, die aber schon um 10:30 begann. So schlag’ ich da peinlich verspätet auf. Der Herr aus der Staatskanzlei macht mir so eine Geste, Hand auf Wange, ob ich verschlafen hätte. Nö, aber irgendwie doch. Verschlafen nacheilt mein Stift auf dem Notizblock, verzeichnet Unsinniges, weil nicht mehr im Zusammenhang. Fühle mich wie Lumpi, der nach dem Knochen erst scharren muss.
Und wer gut riechen kann, bemerkt womöglich meinen nach(t)alkoholischen Odem.
Derweil, wieder raus aus solcher dienstlicher Verhaftungsdestille, weht mich der Odem des Herbstes an. Die Kastanien auf dem Exer gilben schon. Schon wieder wird es Herbst. Und Hölderlin: „… und die Birnen …“.
Heilignüchtern gehe ich ans Tagewerk, das erstmal heißt: Rückschlafen. Also Versäumtes aufholen. Tja, verspätet auf, den Zyklus der Arbeiten ein um das andere Mal wiederholend verzögerzauselt. Nicht ein einziges Mal dieses Jahr im Meer gebadet. Forums ahrenshüpfendes Schwimmen versäumt, den Dichterinnenkollegen abhanden, wäre da nicht Lilly, die Wortmetzritze.
Auf den Balkon getreten, nachts, und den Herbst gerochen, prinz-auf-der-erbsisch. Getrauert. Und Wiener Würstchen gegessen, mikrowellend erhitzt. Den Senf meiner Tränen hinzugegeben.