fünf faden tief | elegie

(„full fathom five“, shakespeare: „the tempest“)

in den untergrund des meeres,
untern grund schauen
wir wie hans im unglück ins blauen
vom himmelnaseweißen ins tief vergrab’ne blau,
getarnt wie die flunder im sand,
bis wir von planck.ton besiedelte sind.

anbetende der kunst des versteckens,
(selbst) vergessens, selbst versenkender metapher:
drei sind wir, schließen daraus die koffer:
ein fisch, ein boot, ein versandungsbewusstsein.
fünf sind wir, kiemenschleusen wir dagegen:
ein schiff, eine chiffre, und drei weit’re chimärchen

am senkblei uns’rer bemoosten leiber,
bis das seegras über uns wächst,
wir ein selbes von unten anschauen
und die taucherglocken letztmals blasen schlagen.
in trunk’ner versunkenheit
wir buckeln gebeugt und beten den sand an,

wie er durch uns‘re uhren fließt
gleich dem meer in gezeiten.
denn uns hebt keine tide mehr vom grund
des riffs, das wir sind, besiedelt zu werden
als schweigende von den versen.
von weit schweigt sich das dunkle blau aus

dem schmeichelnden treibsand, am übergang
wir, die zukünftigen amphoren
aus zerschellten galeeren,
wo wir einst sprachen, als wir ruderten
noch gegen den strom der gespräche / gezeiten.
jetzt aber wird aus den wellen

das wiegende der seegrasenden,
korrodiert uns das scharfe salz
und dringt in die koffer die see,
die ewige, aus der alles leben,
jetzt unsere leiber buckeln,
schiffgebrüchige am grund der see.

in ihn gesät, sind wir. nichts aber trugen wir
noch mit uns, denn was in den koffer passte.
wir sind flaschenpost, versunken,
meer.junk.fräulich, „manuscript found in a bottle“,
die tinte darauf sich lösend allmählich
ins weitere weite der see.

[Soundtrack: Charles Trenet: „La Mer“]

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