#1
sein name, luther, martin, doktor, steht
zumind’st in meiner steuer und erklärung:
so „evangelisch-lutherisch“, es geht
ein protestant in solch getaufte währung.
ich hieß wie er in der diaspora,
und will kein wartgebürger nimmer sein.
denn junker sind die schlotbarone da,
wo der johannes noch in fluss darein
versenkte sünd’ge häupter, sie dem herrn
zu geben, dessen sprach und worte luther
hinübersetzte in das nah vom fern,
zitierte griechisch in das völkisch germ-
und manisch, wessen heut’ges gierig futter
migranten frisst wie hex’ und juden gern.
—
#2
martinus, du mein bruder, warst es nicht
und doch des tintenfasses werfend vetter.
schriebst treulich nächtens in derselben schicht
vom schlimmen fluch der fünfzehnvierzig wetter,
dass die der hexen war’n wie’s kapital,
der ablasshandel für das COzwei.
und in dir sehnend jenes dazumal
war wie verstümmelt stummen doch der schrei.
wie an der tür die fünfundneunzig thesen
verrotteten, und bäurisch heiße kriege,
von dir entfacht, war’n unbefreites wesen
im zeitenrund der darauf harten hiebe.
was dichtern in der verse rund geschehen,
ist immer nach und doch zuvor verwehen.
—
#3
exil an wartburgs heiligem gestade,
wie einst jersusalem, so kreuzverhügelt,
war deine schrift auf jenem g’raden pfade,
der jeden widerspruch hat ausgebügelt.
so ist’s, wenn wir, im heil’gen dienste ketzer,
verzeich’nen unser wort den mächtigen,
als deren schrift auch treulich übersetzer,
die nachgeborene beschäftigen
mit dem, das wir im widerwort gefunden,
die lieder sangen gegen schlimme feinde
und beteten doch dort, wo längst verschwunden
wir waren, fern von jedem treuen eide.
denn unserer gesang kennt keine maße
des vers’. wir sind in seiner filterblase.
Pingback: Ein zweifelnder bis zweifelhafter Reformator – hansen & munk