schlummer-filet 19: zu zart

er wird nicht gehen, wenn sie nicht kommt. er wird bleiben, wenn sie geht. denn wenn sie geht, dann kommt sie in den augenblick – er sagt, zu ihm. sie sieht ihn an und schweigt ins lächeln, wenn er redet, wenn er live auf ihre brust hin hat gedichtet, herz gezeichnet, wenn er sich echauffiert, wenn er glimmt und brennt für sie, wenn er sagt ihr (wie all die and’ren flüsterer), dass er sie „genauso“ liebt.

sie kennt das: männer sagen, dass sie lieben, weil sie meinen, dass sie dann in sie hinein dringen könnten. bei ihm, das merkt sie, ist es anders. er sei dafür „zu zart“, sagt sie. für all das, was ihr angetan. da gäb’ es videos … er möcht’ sie sehen. sie sagt: „du bist zu zart dafür.“

er aber fühlt, wenn er sie küsst am hals, an der schlagader, am ohr, wo ihr duft ist intensiv, wenn er dort ganz irr wird davon, sich vergisst, dass sie noch zarter ist. doch gewandt mit den gewalten der gewaltigen, der „wichser“, „ficker“. sie ist erfahren, gefangen, spürt er, mädchen noch, doch lang und oft genug schon frau.

sie beide nenn’n das „streicheln“, wenn sie in ferner nähe sich’s einander machen. ihr blowjob ist zu geübt, als dass er davon absehen könnte, wie sie sich dabei streichelt, zweifingergewandt. und als er’s sieht, kann er nicht kommen, er muss gehen in den traum von ihr.

er fasst sie an, ganz vorgesichtig, mit seinen fingern hin und weg unter ihr kleid. sie sieht ihn an dabei, flüstert „oh gott!“ er fragt, ob sie nachhaus’ gehen sollten. sie sagt ja, ich will, ja. auf dem weg ist sie ganz verwirrt von lust und angst. zuhause ziehen sie sich aus. sie haben keine zeit, schon gar keine ewigkeit, die jetzt, als kleine zumindest, notwendig wäre. sie sind schnell, sie kommt schnell, wenn er sie leckt, mehrmals. er nicht, er kann’s nicht so. und dennoch ist’s sein großes, tiefes glück.

als sie hernach sitzen, wo ihr kind leibesübungen macht, die sie bewundern, fasst sie wie zufällig seine hand. niemand sieht’s. sie ist vorsichtig und wie er „zu zart“ für diese große, große liebe. doch sie fasst seine hand, streicht darüber. und in dem moment hätte er ihr einen heiratsantrag gemacht. er hält sich zurück, er darf nicht überborden. doch er sieht sie an als braut, sieht ihren schleier – über ihren füßchen, die sie wissend ihm gezeigt und zeigt.

später im zug zurück, dichtet er. und schreibt ihr. lang ist sie nicht online. sein ewiges „ich liebe dich“ beantwortet sie nicht. denn er ist zu zart dafür. aber sie hat ihm etwas mitgegeben, was nach ihr duftet. aus der parfümerie – und ihrer scham.

er schnuppert d’ran, heimlich noch im zug, dann ist er sich gewiss: ich werd’ sie nie aus meinem herz mehr lassen. er schreibt ihr diesen satz nicht. er ist zu kitschig. wenn auch so wahr, so duftend nach ihr – wahr.

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