Sa, 18.01.2020, 22:03

Zusammen mit dem trauernden Vater auf der Suche nach einem Bild von der verstorbenen Ehefrau und Mutter, geeignet, bei der Trauerfeier neben der Urne zu stehen. Es soll fröhlich, aber auch „förmlich“ (er meint damit: dem Anlass angemessen) sein. Das scheint etwas wie die Quadratur des Kreises, denn die Mutter sieht entweder fröhlich oder förmlich aus. In die zunächst unkonzentrierte und von mir logistisch angeleitete Suche vertieft sich der Vater immer mehr und eigenständiger (auch eigensinniger). Dabei gerät er zu immer früher fotografierten Bildern der Mutter. „Schau mal, hier sieht sie noch ganz jung und gesund aus“, sagt er. Ich wende ein, dass es bei einem Trauerbild weder auf Gesundheit, noch Jugendlichkeit ankomme. Ich finde eine mater dolorosa passender. Obwohl eben das Bild noch schiefer und unauthentischer ist als der Bildwunsch des Vaters, diesen geradezu sträflich außer Acht lassend. Es liegt wohl daran, dass das (willentlich nicht fotografierte) Bild der gerade verstorbenen und von Schw. L. so jenseitig schön aufgebahrten Mutter mir am tröstlichsten erscheint. Ich muss davon ausgehen, dass das eine meiner Hybren ist. Also lieber der Hybris des Vaters folgen; das allerdings mit großer innerer Ungeduld.

>> 18.01.2010
>> 18.01.2000
Dieser Beitrag wurde unter d.day.2020 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.