Fr, 24.01.2020, 22:07

Abends Gespräch mit dem Pastor. Nur der Vater und ich, die restliche Familie ist vor uns geflohen (nachvollziehbar und mit Recht). Ich in Hab-Acht-Ängstlichkeit, das olle, immer noch ungeklärte Vater-Sohn-Ding. Der Trauspruch der Eltern: „Einer trage des anderen Last.“ (Gal. 6,2). Der Pastor zwinkert mir zu: „Und Ihre Mutter hat oft mehr getragen, als dass sie getragen wurde, oder?“ Trifft zu.

Morgens beim Schlafarzt. Ergebnis des Screenings der vorangehenden Nacht: mittelschwere Schlafapnoe mit bis zu 18 Atemaussetzern pro Stunde. Daher der schlechte Schlaf und Tagesmüdigkeit. Also Baustelle wieder aufgemacht.

Die weitere des Tages: Meine Aggressivität. Dass die Eigenwahrnehmung, ich sei friedlich wie ein Lamm, absolut altruistisch und aufopferungsbereit, eine Selbsttäuschung ist, habe ich intellektuell verstanden. Fühlt sich aber nicht an. Das alte Muster, dass es Liebe und Zuwendung nur gegen Wohlverhalten gibt, trifft auch längst nicht mehr zu, fühlt sich aber an. So ist der ganze Komplex Wut und Aggression ungesund geworden. Die Aggression wendet sich einerseits nach innen, andererseits – ohne von mir überhaupt wahrgenommen zu werden – nach außen, indem ich mich tot stelle oder mein Versagen als „eben nicht Können“ vor mir her trage. Tiefes Gefühl des Ungenügens, das ich mir aber wiederum verbieten muss, weil es sich aggressiv (und übergriffig) auf meine Gegenüber projiziert. Ist es eine ähnliche Projektion, dass ich den Vater nicht lieben oder als Freund sehen kann? Zumal der Vater eine ähnliche Psychodynamik hat. Ich fühle mich von der Hilflosigkeit des Vaters angegriffen (wie sich vermutlich andere von meiner Hilflosigkeit angegriffen fühlen). So treffen zwei Projektionen aufeinander – zu sehr einander gleichend, als dass sie sich und den Konflikt lösen könnten.

>> 24.01.2010
>> 24.01.2000
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