Sa, 25.01.2020, 22:19

Wie wirkt es sich auf das Biografische aus, wenn ich – das ist die Therapieaufgabe – darüber schreibe, im gleichen literarischen Text-Setting wie 2000 und 2010 (sowie ähnlich 1995)? Wie schon in den vorangegangenen di.gi.arien kommt diese Metaebene des Texte(n)s recht bald ins Spiel, rückt nach vorne, wird bemerkt, durchaus auch kritisch. Das bereits früher beleuchtete Problem, dass Text nicht allein die Ereignisse protokollieren bzw. dokumentieren kann, gleichsam als die Messsituation nicht beeinflussendes Messinstrument (vgl. „this is a recording“, Unschärfe-Relation), sondern immer auch die Situation nicht nur beeinflusst, sondern sogar (mit-) inszeniert (vgl. „immer ist Situation“). Die Autobiografie ist stets Autofiktion, welcher letztere Begriff mir neulich begegnete, als ich René Kemp für das Literaturtelefon aufnahm und sich im Anschluss ein Gespräch mit ihm (vgl. „Text über Text“) ergab (vgl. hier).

Therapie-Setting: Ich achte auf mein Gefühl beim Schreiben in diesem bereits als nicht unproblematisch erkannten Text-Setting. Es kann sein, dass das Gefühl wiederum den Text beeinflusst, und umgekehrt im Sinne einer Rückkopplung. Inwiefern verändert die Tatsache der zeitnahen Veröffentlichung im Netz (bzw. das Wissen darum beim Schreiben) den Text und auch das Gefühl? Etwa als Bewältigung einer narzisstischen Kränkung, Koketterie, Übergriffigkeit auf die Leser*innen, Projektionen – oder einfach spielerisch. Ist der Text hier, in diesen Settings und Narrativen (wiederum selbst als narratives Setting), auch eventuell Poesie bis hin zu einer Poetologie, ein Monolog oder per se schon (wenigstens angestrebt) Dialog? Wenn letzteres, dann mit wem (faktisch bzw. beabsichtigt bzw. unbewusst)? Und welche (bewussten und un- oder vorbewussten) Intentionen bestehen über die Autofiktion als Therapie-Setting hinaus?

>> 25.01.2010
>> 25.01.2000
Dieser Beitrag wurde unter d.day.2020 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.