Mo, 27.01.2020, 23:31

„Ich hatte keinen Suchtdruck“, sagen in der Therapiesitzung die meisten Patienten. Das sind die Wasserstandsmeldungen oder Wetterdaten. In meinem Tagebuch des 10-Jährigen hieß es: „Bin heute böse gewesen.“ Heute aber bin ich nicht böse gewesen, ich hatte keinen Suchtdruck. Böse gewesen bin ich trotzdem. Genauer: „nicht am Licht“, unklar in vielen Situationen der vergangenen Woche, unsouverän, unerwachsen. Der Therapeut meint auch, ohne männliche Qualitäten. Ich weiß nicht, was männliche Qualitäten sind. Erwachsen sein, souverän, klar … wahrscheinlich. Mir fällt wieder das Bild von dem „eigensinnigen Kind“ auf dem Totenbettchen ein (Märchen der Brüder Grimm): „… streckte es nachts immer sein Ärmchen hervor“. Mein Fundus an alten, oft benutzten Bildern. Ein Gemischtwarenladen, wohlfeil. Ich nenne das neuerdings auch gern „maßlos“ und meine damit „ohne Maß“, ohne verlässliches Koordinatensystem. Warum rührt mich auf dem Nachhauseweg ein Geiger im Fenster?

>> 27.01.2010
>> 27.01.2000
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