Für die Arbeit eingegraben ins Schneckenhaus. Dahinein dringt nur etwas über TV und das Netz. Ich versuche, die Struktur zu halten, zwinge mich sehr mühsam zur Disziplin. In der Therapie hieß es mal, man müsse sich entwickeln von einem „Ich darf nicht“ (… trinken, kiffen, spielen, essen &c.) über ein „Ich will nicht“ schließlich zu einem „Ich brauche nicht“. Nennt sich „Festigung der Entscheidung zur Abstinenz“. Jetzt, hier allein an der (langweiligen) Arbeit, halte ich mich vor allem am „Ich darf nicht“ fest. Denn ich will und ich brauche, Bedürftigkeit allenthalben. Auch (und gerade und ersatzweise) in der Sehnsucht, die ich ja gern als „meine eigentliche Sucht“ bezeichne (weil süchtig nach originell klingenden Sätzen). (Sehn-) Suchtdruck.
SIE postet (im nicht ureigentlichen Sinne) Zauberhaftes auf Facebook. Ich bin gerührt und traurig, dass ich nicht teilhaben kann. Bei der Arbeit recherchiere ich etwas im Netz. Die Recherche verwildert und ich stoße über mehrere Ecken auf die zwei meist angeklickten Youtube-Videos: „Despacito“ von Luis Fonsi (6,62 Mrd.) und „Shape Of You“ von Ed Sheeran (4,60 Mrd.). Das waren die Sommerhits 2018 und 2019 – jedenfalls für mich, weil IHR Kind die Hits mit erstaunlicher Virtuosität der Bewegungen und mit parodierende Ironie getanzt hatte. Das hatte mich beeindruckt – und eben auch gerührt. Etwas von väterlichem Stolz war da in mir gewesen, von Geborgenheit in einer „kleinen Familie“. Völlige Hybris war das gewesen, maßloses (ohne Maß) Gefühl, unzulässige und übergriffige Projektion. Das erkennend, weine ich mich wieder in das olle „not for me“; altes Muster. Dahinein passend Adele mit „Skyfall“ – läuft jetzt in Schleife.