Di, 11.02.2020, 21:17

Ein Echo vom Montag hallt nach: In der Therapiegruppe fragten wir uns, woher Sucht eigentlich komme. Ich antwortete: aus einem Mangel, genauer: aus dem Empfinden eines Mangels, aus einer Bedürftigkeit. Darauf redeten wir darüber, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse derart seien, dass es – gerade für Männer – schwierig sei, sich und anderen Bedürftigkeit einzugestehen. Denn sie bedeutet Schwäche und Verlust von Autonomie. Eine Frau stimmt zu: Bedürftige Männer nehme sie als „unmännlich“ wahr. Auch als „unselbstständig“. „Wie ein (kleiner) Junge“, sagt sie. Bedürftigkeit eines/r der Partner*innen belaste eine Beziehung. „Und die Frau wird von so einem Mann in eine Mutterrolle gedrängt“, ergänze ich. Sie nickt wissend. Und ich kenne das.

Über das bedürftig Sein denke ich weiter nach. Sehnsucht. Und wie ich den Mangel durch Maßlosigkeit beseitigt (nicht nur betäubt!) hatte (und das noch immer tue, wenn auch nicht mit Alk & Dope). Nunmehr ohne Suchtmittel muss ich mit dem Mangel umgehen. Ich suche nach Worten und Zeichen dafür, etwa: Ich bin mir selbst nicht genug, ich bin nicht genügsam. Und wie ich das in Konstrukte wie Askese, Verzicht und „not for me“ verwandeln könnte. Und wie wenig hilfreich das wäre. So wenig hilfreich wie meine Selbstaufgabe, mein mich Auflösen, Verschwinden, wenn ich verliebt bin.

>> 11.02.2010
>> 11.02.2000
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