„In drei Fontänen geht mein Rinnsal auf die Reise.“ Der Satz fiel mir ein, ich wusste seine Bedeutung nicht, aber er klang gut, also steht er jetzt hier. Er passt zu dem in letzter Zeit etwas nebulös gewordenen Begriff Sehnsucht. Der gehört auch zu meinem Tageswortschatz, wenn ich über mich und meinen Gefühlsstatus ((Statusmeldung bei Facebook)) nachdenke. Unscharf wird er, indem sich das Gefühl Sehnsucht zuweilen wieder konkreter, fassbarer, weniger abstrakt anfühlt. Ständig in Bewegung ist die Grenze zwischen dem Gefühl und dem konventionellen Namen dafür. Das Gefühl, genauer: das Konvolut aus mehreren Gefühlen, wird umso unbeschreibbarer, als ich ihm mit Benennung, Begrifflichkeit nachstelle. Oder sollte ich statt „unbeschreibbarer“ eher „unbeschreiblicher“ sagen? Denn „unbeschreiblich“ ist schwärmerisch liquide, „unbeschreibbar“ eher sachlich, fest(-)stellend. Ich denke zum Beispiel: „SIE ist unbeschreiblich schön.“ Abgesehen davon, dass das recht kitschig klingt, trifft es die Gefühle rund um die Sehnsucht nach ihr besser als „SIE ist unbeschreibbar schön.“ Denn beschreiben ließe sich ihre Schönheit ja durchaus, wenn ich mir diszipliniert Mühe gäbe. Und dennoch fehlt der Beschreibung etwas, ist sie nicht vollständig, was in „unbeschreiblich“ ausgedrückt ist, weil es apodiktischer ist. Was aber wird aus einem Rinnsal, wenn es in drei Fontänen auf die Reise geht? Wird es tatsächlich ein Fluss, ein Wildbach? Oder wird es eher zu Tropfen wie in einer Momentaufnahme (Cumshot) der Fontäne mit sehr kurzer Belichtungszeit?
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