Durch geeisten vietnamesischen Hochlandkaffee hatte ich fast so etwas wie ein Rauschgefühl. Ob das im Suchtzusammenhang gut oder schlecht ist, blieb unentschieden: Gut die Erfahrung, dass Rausch auch ohne Kosum des gewohnten Suchtmittels möglich ist? Oder sollte ich mich (noch) allem Rauschartigen enthalten, um die schlafende Sucht nicht zu wecken. Unentschieden zwischen beidem war ich auch, weil ich mir zur Zeit (noch) nicht recht traue. Überall entdecke ich selbst aufgestellte Fallen, die Spuren von vorhin und damit, dass ich im Kreis gelaufen bin.
Auch meinem so genannt freien Denken ist nicht zu trauen. So fiel mir heute z.B. die Frage ein, ob es eine proletarische Pornografie geben könnte, also lustvolle Abbildungen, die nicht entfremdet sind und die nicht in Ausbeutungszusammenhängen produziert wurden. Ich weiß die Antwort nicht. Genau aber weiß ich, in welchem Strom solche Gedanken auftauchen: Ich war nämlich heute wieder erinnert (nicht zuletzt durch das di.gi.arium.2000 – „bin böse gewesen“) an meine Zeit als selbsternannter Revolutionär und Parteisoldat. Ich hörte bei Youtube revolutionäre Kampflieder, Ernst Busch usw., die mich seinerzeit stets mit berauscht hatten; Sätze wie „Rede, Genosse Mauser!“ (in Majakowski/Eislers „Linker Marsch“).