Sa, 30.05.2020

Die Dichotomie, die ich gestern dachte, fällt mir heute auf dem Weg durch den Frühsommerabend zum REWE (um noch Spargel und Salat für so genannt gesunde Ernährung zu holen) ein, zeigt sich in meiner Biografie immer wieder in Paradigmenwechseln. Die Entscheidung gegen Physik und für Philosophie / Literatur vor ca. 30 Jahren (nach rund 7 Jahren Vorbereitung) passt auch in das Koordinatensystem Leben vs. Kunst / Natürliches vs. Künstliches / Gewachsenes vs. Konstruiertes. Unklar ist mir nur, was bei Natur- vs. Geisteswissenschaft welche der beiden Koordinaten ist. Ich nahm die Naturwissenschaft als Konstruiertes, Künstliches wahr, Geisteswissenschaft hingegen als Lebendiges. Aber die Dichotomie Leben / Kunst doesn’t fit in diesem System. Vielleicht spannt sie eher ein orthogonales zweidimensionales Koordinatensystem auf. Das Erstaunliche: Die Paralellität des Gedankens schien mir zunächst ungemein lebendig, einleuchtend, handbegreiflich, so dass ich über den Gedanken richtig froh war; dann aber seine Auflösung, weil zu kurz gedacht und offenbar schiefes und/oder zu einfaches Bild. Besser könnte das womöglich Theorie vs. Praxis abbilden, sprich – jetzt eben in dem Gedanken auch wieder bestätigt – ich ziehe Praktisches dem Theoretischen vor; in beiden Wissenschaften: Also Freude und Gefühl der Lebendigkeit beim Beobachten von Sonnenflecken mit dem selbst gebauten Teleskop vs. Gefühl von Erstarrung und Gebremstheit bei den Computerrechnungen zum von den Sonnenflecken ausgehenden Partikelströmen (Diplomarbeit). Parallel: Lieber Poesie als Poetologie. Wobei das ja auch wieder nicht ganz stimmt, denn kulturwissenschaftliche Narrative begeistern mich ja zuweilen mehr als deren phänomenologische Manifestationen. Noch mal weiter nachdenken mag ich über meine allgemeine Neigung zu Eskapismus in Verkopftes, die Neigung das Gefühl (nur) über Sprache (i.e. seine Beschreibung) fassen und leben zu können.

Zehn Tage. Zehn Fotos meines täglichen Lebens in s/w. Keine Menschen. Keine Erklärungen. 10/10:

>> 30.05.2010
>> 30.05.2000
Dieser Beitrag wurde unter d.day.2020 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.