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„… mit leuchtenden augen weitererzählt …“

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so steht er da jetzt, der klavki.turm, seit einer woche. das klavki.archiv, auf mich gekommen, nicht von ungefähr ans bücherregal mit brecht und poe und schmidt gelehnt.

nehme mir vor, das archiv des befreundeten und 2009 verstorbenen dichters peu à peu abzuarbeiten, es ins netz zu stellen. ziehe die erste audio-cd aus dem prall gefüllten blauen karton und veröffentliche schon hier mal in einem auszug, der mich gerade „teast“. wahllos noch, erschauernd vor der größe des archivs und seiner aufgabe, erbe an mich.

darin auch ein gedicht über freundschaft aus klavkis letzter umfangreicher lesung im juni 2008 im literaturhaus.sh.

über selbige schrieb ich damals in KN:

Von der Explosion zur Empfindung

Klavki präsentierte im Literaturhaus Wendepunkte seiner Lyrik

Von Jörg Meyer

Kiel – Zufrieden lächelt Klavki und nippt an seinem Kaffee. So hat er sich das vorgestellt: Keine „Wasserglaslesung“, kein üblicher Literaturbetrieb, den er in einem seiner „Drops“ genannten Kurzgedichte auf die Formel bringt: „sie wollen nicht deinen flug / sie wollen deine federn“, sondern Sprache als Auslöserin für und Aufbewahrerin von Stimmungen.

Beim Brunch im Garten des Literaturhauses nach der Matinee-Lesung am Sonntag funktioniert das wunderbar. Klavkis neue Gedichte machen Stimmung, und das im ganz empfindsamen Sinne des Wortes. „einer / der noch barfuß geht im herzen“, den ruft er an in einem Gedicht – etwa 50 Zuhörer folgten diesem Ruf, gehen jetzt „barfuß im Herzen“ im Garten der Gedichte auf und ab und unterhalten sich angeregt.

Der Kieler Dichter begann seine inzwischen von Arbeitsstipendien der Länder Schleswig-Holstein (Kloster Cismar) und Mecklenburg-Vorpommern (Schleswig-Holstein-Haus Rostock) bepreiste Karriere indes auf einem anderen Feld. Als exzessiver Wortspieler trat er bei Poetry Slams hervor, entdeckte die lange vergessene Funktion der Literatur zu provozieren wieder, wollte das Betonierte der Sprache aufsprengen – aus der Skepsis heraus, dass das geschriebene Wort das gesprochene, gesungene einsperrt, verkrüppelt. Ein ebenso wuchtiger wie offenbar notwendiger Akt der Zertrümmerung, aus dessen expressionistischen Explosionen Klavki gerade in seinen jüngsten Gedichten zu einem Impressionismus gefunden hat, der in ganz einfachen und empfindsamen Bildern die Tiefe der Welt entdeckt. Statt epochale Zeitenwenden zu beschwören, lauscht er jetzt dem „Zeitknirschen“, so auch der Titel seiner Lesung. Ein Beispiel: „der kirchturm vor seinem fenster / versperrte ihm die sicht / ?so dass er auf die knie / ?gehen musste / wenn er den himmel sehen wollte“. Gehauen wie aphoristische Epitaphe in Stein wirken solche Verse und haben doch die Leichtigkeit des in Sprache erlebten Augenblicks, wo man in die vielen Herzen der Welt blickt.

Der Pfad dahin ist dennoch steinig gewesen, und Klavki vergleicht das Dichten oft mit der Arbeit des Sisyphos, der den Stein immer wieder auf den Berg rollt. Beim Zuhörer mag dabei Schwermut aufkommen, wenn „keine Zeit, weil damals ist“. Aber Klavki lockert solchen Weltschmerz mit einem Augenzwinkern auf: Was mag der Stein dabei empfinden? Lyrische Perspektivwechsel, welche die nach der Expression gewonnene Impression immer wieder vor Romantizismen bewahren. Da kann, darf und muss sich sogar – endlich! – wieder Herz auf Schmerz zwar nicht reimen, aber beide können einander befreit begegnen, wenn es heißt und beim Brunch im Garten barfuß gelebt wird: „bücher sind / klopfzeichen der toten / und / jedes wort / eine zärtliche berührung / des lebens“.

jetzt „schreibe und schreie“ ich klavkis worte (cf. auch: www.klavki.de) weiter in die wwwelt … als sein freund und poetischer erbe …

klavki: poetry slam in der kieler schaubude, mai 2007:

klavki: poetry slam in der kieler schaubude, juni 2007: auszug aus „der wolkenhändler“:

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