So, 15.11.2020

Traum: „Seeanemone oder Weihnachtsstern?“, fragt SIE betreffs ihrer Zehenstellung – eingerollt oder gespreizt. Welche ich als Fußfetischist bevorzuge? Wortfelder dafür sind auch Verschlingung, Einsaugen, Fassen versus Loslassen und abwehrende Warnung der Hand mit fünf gespreiteten Fingern. Es geht um Berührung und deren Intensität, ergriffen oder flüchtig angetastet. IHRE Berührung meiner ist zunächst wie zufällig, so wie sie beim ersten Besuch (am So, 14.01.2018, vor nunmehr bald drei Jahren), als wir auf ihrem Sofa saßen und ich ihr die Benutzung der Videokamera erklärte, sich nach hinten abstützte, ihr Arm in der Nähe meines vorgebeugten Rückens, und sie mit den Fingerrücken zärtlich über meine Lendenflanke strich. In jenem frühen Stadium unserer „Beziehung“ war eine solche Berührung eigentlich noch nicht erlaubt und schien mir in dem Moment so angenehm verwegen, dass ich eine Gänsehaut bekam. Und später meine Verwegenheit, als ich im Kino meine Hand aus ihrer löste (wir hielten gelegentlich schon Händchen) und ihr so auf den Oberschenkel legte, dass die beabsichtigte weitere Bewegung meiner Hand schon deutlich war, nämlich hin zur Innenseite ihres Schenkels. Wie also die gegenseitigen Berührungen mit der Zeit „seeanemoniger“, eindeutiger wurden und doch immer die Geste der Antastbarkeit behielten.

Jetzt im Traum ein ähnliches Herantasten. Ich streiche ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, vermeintlich nur, um ihr wahrnehmbarer etwas hineinflüstern zu können. Dabei kommen meine Lippen ihrem Ohr nah, bewegen sich dann aber in Richtung ihres Halses. Ich kann den Duft ihrer Haut schnuppern, ihn deutlich unterscheiden von dem Shampoo-Duft ihres Haares. Ich verwende das Wort „schnuppern“, das in seiner Niedlichkeit die nach wie vor Vorsichtigkeit der Berührung anspricht.

Später müssen wir auf dem Rolltreppenabstz einer U-Bahn-Station einander loslassen und Züge nehmen, die in unterschiedliche Richtungen fahren. Wir whatsappen uns, dass es „sehr schön“ oder auch – Steigerung, verwegeneres Wort – „so schön“ gewesen sei.

Im Aufwachen bemerke ich, wie sehr mir derart intensiv vorsichtige Berührungen jetzt seit Monaten fehlen. Nein, es sind sogar Jahre schon, noch lange vor dem Lockdown. Das ist eine kurze, gierige, verzweifelte Sehnsucht mit dem engen Schmerz in der Brust über das Fehlen des SIE Berührens und von IHR berührt Werdens, gepaart mit dem wohligen Schauer des „noli me tangere“. Hautbeben, Zittern vor erregter Erwartung.

>> 15.11.2010
>> 15.11.2000
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